Kultur-Rezension im " Schatten des Straßburger Münsters " Eine entwicklungslose Unkultur begründet ihre eigene Kulturkritik Inhaltsgliederung
1. Kultur und Bewusstsein I.) Kultur und Bewusstsein sind nicht voneinander zu tren- nen und das eine ist das Pendant des anderen. Das Bewusst- sein ist das Spiegelbild der angeeigneten und erarbeiteten Umwelt des Menschen, das in der Kultur ihre Verwirk- lichung gefunden hat. Durch die Festsetzung von Kultur und dem Bewusstsein als absolute, autonome Grössen wurde die Ursache für den kulturellen Verfall geschaffen, welcher einer Selbstauflösung entgegenstrebt. Das auf die Kultur begründete und gesicherte Bewusstsein des einzelnen (Bildungs)menschen ist gar nicht das Bewusstsein des einzel- nen Menschen selber, sondern es ist das geschichtliche und wissenschaftliche Bewusstsein aller Menschen als Spiegel- bild der äusseren, angeigneten und erarbeiteten Umwelt des Menschen, dass ihn von der Angst befreit und ihn mehr Frei- heit zu geführt, ihn bestätigt, Sicherheit verleiht und den einzelnen Menschen, aber in Besitz genommen und intru- mentalisiert hat und dem Individualisierungsstreben diame- tral entgegen steht. Der Mensch gründet sich auf das mensch- liche Bewusstsein, aber dieses ist nur der halbe Mensch, diese äussere Selbstbegründung ergibt noch keinen Lebens- sinn und ohne Sinn macht erfahrungsgemäß nichts Sinn. II.) Das auf die Kultur begründete und gesicherte Bewusstsein des einzelnen Menschen ist gar nicht das Bewusstsein des einzelnen Menschen selber, sondern es ist das geschichtliche und wissenschaftliche Bewusstsein aller Menschen als Spiegel- bild der äusseren, angeigneten und erarbeiteten Umwelt des Menschen, dass ihn von der Angst befreit und ihn mehr Frei- heit zu geführt, ihn bestätigt, Sicherheit verleiht und den einzelnen Menschen aber in Besitz genommen, funktionali- siert und intrumentalisiert hat, aber dem Individualisierungs- streben des Einzelnen entgegen steht. Er ist zum Funktionär und Spielball der bürgerlichen Sozialisierungs-Anpassungs- normen und des gesellschaftlichen Kollektivs geworden. III.) Nachdem Descartes im " cogito ergo sum " die Selbstge- wissheit des Bewusstsein behauptet und an die Stelle der Selbstgewissheit der religiösen Erfahrung gesetzt hatte, hat die Philosophie der Neuzeit das Bewusstsein als alleinige Realität vertreten und das (Ich)bewusstsein als alleinige Wirklichkeit ansah ( z.B. Kant, Berkeley, Schopenhauer). Die Welt ist vom " Ich " aufgebaut und deshalb ist das Den- ken in den Nihilismus geraten und leer geworden. Der Mensch darf sich nicht auf Wissenschaft, Kultur und Be- wusstsein begründen und sein Glück und Heil von diesen erwarten und seine Existenz davon abhängig machen, weil das in Wahrheit einer anderen Begründung bedarf. Diese sind nur Bestimmungsstücke des Ganzen, aber sind nicht das Ganze und die Einheit. Die Verabsolutierung des subjektiven Bewusstseins als objektive Realität und damit die Festsetzung, das Wissende und Erkannte für das Ganze zu halten, was es in Wahrheit nicht ist, ist der Ursprung der Krise. Das Bewusstsein des Menschen ist nichts gesichertes und konsistentes, sondern etwas ungewisses und labiles. Es gibt kein makrophysikalisches Verständnis von Bewusstsein und bei den klassischen, ma- terialistischen Naturwissenschaften ist auch kein Platz für Bewusstsein. Es bedarf nur einer Veränderung oder einer Krise, welche die Sicherheit des Bewusstseins erschüttert *. * 1.) René Descartes war ein französischer Philosoph, Mathematiker und Natur- wissenschaftler. 2.) " Während das Gehirn triumphierte, wurde die Seele elend "* * Stefan Zweig, deutscher Schriftsteller. 3.) Es war u.a. Immanuel Kant, der die modernen Wissenschaften wie z.B. die Evolutionstheorie, Evolutionsbiologie, die Quantenphysik, die allge- meine Relativitätstheorie, Neurowissenschaften, Chaostheorie, moderne Kosmologie nicht kannte und die newtonschen Gesetze als absolut gültig und für ewig wahr ansah. Newton fungierte als Gott für den sonst so kritischen Philosophen und erhob die newtonschen Axiome zur allgemei- nen Voraussetzung der menschlichen Vernunft und seiner Erkenntnis- theorie, die auch wissenschaftstragend wurde, obwohl in vielen Punkten widerlegt, heute noch lehrgültig ist. 4.) Bildungs-Kultur-Lernen lernen ist das Bildungsbewusstsein des cogito ergo sum (ich denke, also bin ich d.h., das Ich, was durch unser Denken gesetzt ist, ergibt unserIch ). Entwicklungs-Kultur-Lernen lernen ist das Entwicklungs- bewusstsein es exposito ergo sum (ich entwickle mich d.h., das Selbst, was durch unsere Entwicklungsreflexion gesetzt wird, ergibt unser Bewusstsein). IV.) Der Mensch gründet sich seit über sechshundert Jahren auf das menschliche Bewusstsein, aber nur dieses alleine bildet das Lebensgeschehen und die Lebenswelt des Men- schen in seiner Totalität nicht ab. Der Mensch kann aber durch sein Bewusstsein das noch nicht Bewusste erfassen, weil es das noch nicht Erkannte und Gewusste darstellt. Deshalb lebt der Mensch heute in einer Lebenswirklichkeit, die er nur teilweise kennt, nicht gänzlich überschaut und seine nur vom wissenschaftlichen Bewusstsein gesicherte und getragene Existenz sich immer in einer instabilen Sicherheits-und Geborgenheitslage befindet. Die zentrale Frage des Glaubens und der Erkenntnis Gottes, die über ein halbes Jahrhundert lang die Frage der Erkenntnis Gottes ablöste, kehrt heute wieder zu ihrem Ausgangspunkt zurück. Nachdem sich die Erkenntnistheorien, die sich der Mensch der Neuzeit ausgedacht hatte, zu dieser philosophischen Anschau- ung von der Nichtigkeit, Sinnlosigkeit alles Bestehenden, des Seienden, wo der Mensch ins Leere läuft, geführt hat und sich unfähig und machtlos erweist, den Menschen einen Weg zu sich selbst zeigen, die Ursachen dieses Geschehens zu erkennen und damit nur relativen Charakter besitzt. Die Krise spiegelt immer die Unwahrheit seiner Erkenntnis wieder. V.) Das Wissenschafts- und Bildungsbewusstsein ist nur ein Spiegelbild der äusseren bearbeiteten und angeeigneten Umwelt des Menschen, dass ihn von der Ungewissheit befreit, ihn mehr Freiheit zu geführt hat und durch andere bestätigt zur Kultur und Wirklichkeit wird. Der Mensch kann aber durch sein Bewusstsein das noch nicht Bewusste erfassen, weil es das noch nicht Erkannte und Gewusste darstellt. Deshalb lebt der Mensch heute in einer Lebenswirklichkeit, die er nur teilweise kennt, nicht gänzlich überschaut und seine nur vom Bewusstsein gesicherte und getragene Existenz sich immer in einer instabilen Sicherheits- und Geborgenheits- lage befindet. Von der Bewusstseinserkenntnis ging die Wissenschaftskrise aus, welche nie die Ganzheit des Men- schen erfasst und die Einheit darstellt, weil der Mensch glaubt das zu sein, was er sich bewusst ist und deshalb in die Bewusstseinskrise der Erkenntnis(theorien) schliesslich führen muss, weil der Mensch nämlich das ist, was er sich nicht bewusst ist. Wir besitzen im Grunde genommen gar keine Erkenntnistheorie. Wir besitzen nur den Glauben an die Macht unseres Bewusstseins, dass wir alles erkennen und wissen können was uns, um uns und in uns geschieht *. * 1.) Die beiden letzten Textabschnitte wurde in inhaltlicher Textanlehnung aus " Der Mensch in dieser Welt", 1949, Rowohlt Verlag, Hamburg, Stuttgart erstellt 2.) Kritisch betrachtet ist es die Entwicklung vom wissenschaftlichen und technischen Fortschritt auf der Horizontalen, als ein Näher- und Weiter- kommen (von der Bewusstseinserkenntnis ging die Krise aus, welche nie die Totalität und das Ganze darstellt, weil der Mensch glaubt das zu sein, was er sich bewusst ist ) zum wissenschaftlichen und technischen Fort- schritt, als ein nur Zuende- und zum Wendepunkt kommen in Richtung der Vertikalen, was Jahrhunderte lang schon den Verfallskeim der Auflösung in sich trägt, als eine Form der Selbstzerstörung (und deshalb in die Bewusst- seinskrise der Erkenntnis schliesslich führen muss, weil der Mensch das ist, was er sich nicht bewusst ist). VI.) Vom Bewusstsein (gesunden Menschenverstand und kri- tischer Vernunft) wird eine Einsicht und Lösungswege erwar- tet, also auf etwas vertraut, was es innerhalb der Krise gar nicht gibt, da die Krise ja gerade eine Bewusstseinskrise ist. Kultur und Bewusstsein sind labile, relative Werte, die weder das Ganze umfassen, aus eigener Kraft existieren noch vom Willen der Schöpfung getragen werden. Sie sind abhängig von der Willenskraft des Menschen, die sie zu tragen und weiter zu entwickeln haben und brechen zusammen, wenn ihr keine neue Kraft mehr zukommt, eine Eigenwirklichkeit zugebilligt und die Existenz darauf gegründet wird. Dieses bleibt folgenlos, solange es von der Kultursubstanz voran gegangener Genera- tionen zehren kann. Wissenschaft, Kultur und Bewusstsein sind absolut gesetzt und zur Wirklichkeit geworden aber haben ihren vermittelnden " Entwicklung-Individualisierungs-Mittel-Zweck-Gleichnis-Hinweis-Charakter " verloren. Unsere Kultur weist nicht mehr über sich hinaus auf etwas, was hinter ihr steht und durch sie verwirklicht werden soll, sondern sie verweist nur noch auf sich selber und bestätigt das relative (Erkenntnis)- und labile Weltbewusstsein des Menschen. Der Mensch steht der Kultur nicht mehr gegenüber, sondern ist nur noch ein (besessener und besitzender) Teil von ihr. Die Vielfalt der Kulturwerte und Werke sind nicht zum Selbstzweck ge- schaffen worden, sondern nur als Wegweiser und Mittler für die kulturelle Entwicklung und den Entwicklungs-Indivi- dualisierungs-Weg nach oben *. * 1.) Diese Fülle der kulturellen Werte lebte ursprünglich nicht selber aus sich heraus, sondern sie war nur Wegweiser und Mittler für den Weg nach oben. Der Dürer, die gotische Kathedrale, die Brandenburgischen Konzerte von Johann Sebastian Bach oder die Göttliche Komöde von Dante Alighieri sind keine Werte an sich und weisen nicht auf sich, sondern besitzen Symbolkraft und einen inneren Wert, der in seiner äusserlichen Erscheinung nicht er- kennbar und sich in der jeweiligen Kunstformgestaltung nur stellvertretend sichtbar ist. Dieser gleichnishafte Charakter und Symbolsinn trifft nach dem evolutionären Entwicklungsverständnis für den Berufs- und Lebensalltag und allgemein gesprochen für unseren gesamten materialistischen und kapitalisti- schen Lebensreichtum zu. Die Welt wurde durch Kompass, Pulver, Buchdruck, Motor und Internet erobert und jetzt sind dieses alles nur noch Mittel zur Entwicklungs-Selbst-Eroberung. Bisher ist es aber in der Mehrheit so, das wir den Dingen Eigenwirklichkeit zubilligen und ihrer Selbstherrlichkeit erlie- gen, weil wir durch unsere Besitzwerte und Statussymbole gesellschaftlich bestätigt werden, diese uns Ruhe und Sicherheit verleihen und nicht der Entwicklungswert dieser Dinge, sondern nur die Macht des Geldwertes im Mittelpunkt steht *. * Siehe auch Rematerialisierungslernen 2.) Früher wurden mehr die kulturellen Schöpfungen der Menschheit wie die Dichtung, die Malerei, die Musik, die Religion, die Literatur, die Malerei die Philosophie, die Architektur, die Wissenschaft und dergleichen mehr, welche sich ausserhalb des einzelnen Menschen befanden als Mittel zur Selbstkultivierung betrachtet, welche auf Höheres verweisen um die Sehn- sucht nach oben wachzurufen, was man selbst noch nicht, aber Men- schenaufgabe ist. Die Weiterentwicklungs-Sinnline des Symbolsinnes, was wir durch unsere Entwicklung einmal sein können, streckt sich heute über diese kulturellen Schöpfungen auf die Alltagslebensumstände und Eigen- tumsgegenstände, die uns umgeben und wir besitzen und sich innerhalb vom Menschen befinden. Sie sind stellvertretend da als Mittel zum " Indivi- dualisierungs-Selbstwerde-Zweck ". Kultur, Dinge, Umstände, Gescheh- nisse, Bewusstsein etc. sind nur Mittel, die zur Verwandlung führen, aber sie sind nicht die Wandlung selber, sondern sie sollen diese nur ermög- lichen. Die kulturelle Dimension des Materialismus umfasst alles, was die Lebenswelt eines jeden Einzelnen ausmacht. Es ist das, von dem er um- geben ist oder selbst besitzt. Es sind die Dinge, Umstände, Beziehungen, Erlebnisse, Statussymbole, Geld, Besitz, Anregungen, Verantwortlichkei- ten, Erfahrungen, Krisen, Überwindungen, Bildungen, Irrtümer bspw., was als Hilfemittel zum " Individualisierungs-Lebens-Sinn-Zweck ", was über ihn hinausweist, dienlich sein kann und nicht Ding selber ist, was das gotische Lernprinzip ausmacht. Es es eine höhere Wahrheit als die letzte Weisheit hinter der Materie *. * Siehe auch Rematerialisierungslernen
3.) Die Individualisierung endet, wenn sich der Einzelne sich nicht mehr seine Bestätigung von oben, sondern von unten geben lässt und damit als Einzelner aufhört zu existieren und wieder in das Kollektiv der Gesellschaft zurückkehrt.
4.) Das bedeutet aber auch, dass diese Werte wachsen, was wir an Respekt und Glauben diesen Dingen entgegenbringen, weil sie ein Stück unseres Selbstvertrauens darstellen und menschliche Energien und see- liche Kräfte binden. Der einzelne Mensch wird dadurch aber kleiner, schwächer, leerer und abhängiger,weil Kultur, Besitz und unsere Lebens- welt als unser Bewusstsein zur Wirklichkeit geworden sind und haben ihren vermittelnden " Entwicklung-Mittel-Zweck-Charakter " verloren. Sie sind nicht mehr nur Wegweiser und Mittler auf dem Entwicklungswege nach oben. Die Lebenswelt weist nicht mehr über sich hinaus auf etwas, was hinter ihr steht und was der Einzelne durch sie verwirklichen soll, sondern diese verweist nur noch auf sich selber und bestätigt das " Schein-Selbst-Bewusstsein " des Menschen. Der Mensch beginnt sich erst dann wieder zu entwickeln bei Wertwenden, Werteverfall oder beim Zu- sammenbruch der alten Wertewelt. Dann fällt der einzelne Mensch wieder auf sich zurück, weil er an das, was er einmal geglaubt und vertraut hat, wertlos geworden ist und die menschlichen Energien und seelischen Kräfte, welche an diese fort gegeben und gebunden waren, wieder frei ge- worden sind und im Lebensalltag wieder lernt, den Entwicklungsbegriff zum Handlungsbegriff werden zu lassen, während er dabei lernt, in der Entwicklungsbewegung Stabilität zu finden. Das Leben ist auf statischer Instabilität aufgebaut, welches sich in der Entwicklungsbewegung selber stabilisiert. Der absolute Stabilitätszustand ist der fliessende Aspekt der Unbeständigkeit. 5.) Jede Krise und jedes Problem ist generalisiert gesagt immer eine Krise des partiellen, gespalteten Bewusstseins (fehlende Lebensübereinstim- mung als mangelnde Entwicklungskonformität), welches nie das ganze Problem erfasst und erst in der Einheit die Spaltung aufgehoben und das Problem gelöst ist. Der Entwicklungslernprozess ist das Problem und die Lösung zugleich. Deshalb gibt es für meine Probleme kein (Computer)lö- sungswissen, weil dem Wissen das persönliche (Entwicklungs)-Ausein- andersetzungspotential fehlt. Die Lebensgegensätze und das Universelle lassen sich nicht ausdenken oder durch Wissen aufheben, sondern die Problemlösung erfolgt immer selbst organisierend in einem dynamischen Entwicklungsprozess. |
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