3.Vom Bildungs-Zivilisations-Kultur-Lernen (Bildungs-
lernprinzip eines alten Zeitalters) zum Kulturations-Entwicklungs-Kultur-Lernen (gotisches Lernprinzip)
eines neuen Zeitalters).
51.) Beim Bildungs-Kultur-Lernen ist der Mensch das, was
er sich bewusst ist (was ich bin und habe). Beim Entwick- lungs-Kultur-Lernen ist der Mensch das, was er nicht hat
und sich nicht bewusst ist (was ich sein werde und habe als hätte ich nicht).
52.) Beim Bildungs-Kultur-Lernen weiss und kann ich alles, weil ich es eben gelernt, studiert und Erfahrungen ge-
sammelt habe (alte Kulturkategorie als Wissender durch Einmal-Lernen). Beim Entwicklungs-Kultur-Lernen mache
ich alles zum ersten Mal, jeder Tag ist anders und muss
mich ständig mit neuen Aufgaben und Situationen aus-
einandersetzen und die Probleme lösen. Jede Antwort
wird zu einer neuen Frage (neue Kulturkategorie des lebenslangen Lernens als Suchender).
53.) Beim Bildungs-Kultur-Lernen schreibt man Bildungs-
sätze nur einmal als Lernwissen auf und die Erkenntnis-
bildung am Gegenstand und Objekt stehen im Mittelpunkt des Lernens (der Dualismus der Bildungs-Schrift-Kultur). Beim Entwicklungs-Kultur-Lernen schreibt man Entwick-
lungssätze wiederholend auf, bis diese "in Fleisch und Blut" übergehen und ich durch die ständige Rezitation mit dem Geschriebenen lebensauthentisch bin. Es gibt mit jeder Entwicklungs-Transzendierung durch die Rematerialisie-
rung keinen Gegenstand und kein Objekt der Erfahrungs- erkenntnis mehr, nur die Erkenntnis bleibt. Wo ich mich in der Entwicklung wieder erkenne, ist die Erkenntnis mir ebenbürtig (der Universalismus der Entwicklungs-Lern-Natur).
54.) Bildungs-Kultur-Lernen ist ein abstraktes, totes Buch- staben- und Zahlenverhältnis zum Weltwissen und der Weltkultur-Tradition. Entwicklungs-Kultur-Lernen ist ein konkretes, lebendiges Verhältnis zum Lebenswissen und
der Lebenskultur-Individuation.
55.) Bildungs-Kultur-Lernen ist äusseres Scheinkultur-Wissens-Lernen. Wenn z.B. das Demonstrationsgrundrecht zum Zwecke der Meinungsäusserung in Anspruch genom-
men wird, besteht die Gefahr, das diese zu Gewalttätig-
keiten von Chaoten (Kulturvandalen) missbraucht wird
und auch vor Kunstwerken mit ihrer Beschädigungs- und Zerstörungswut nicht halt machen. Entwicklungs-Kul-
tur- Lernen führt zu einer inneren Kulturverankerung
und die Kulturgüter sind jedem heilig. Jede Kundgebung
wird friedlich ablaufen und die öffentliche Ordnung wird nicht gefährdet.
56.) Beim Bildungs-Kultur-Lernen gibt es ein grosses Mäzänatentum und Sponsorship für Kunst, Museen und andere statische Kulturobjektträger. Beim Entwicklungs-Kultur-Lernen steht die Entwicklungs- und Talentförde-
rung einzelner Personen als lebendige und schaffende Kul-
turträger im Mittelpunkt einer Kulturförderung aber meistens steht der (Berufungs)einzelne alleine, verlassen und ohne Existenzgrundlage da. Siehe auch Textfortsetzung Nr.193 in Kulturlernen-5*.
*I.) Siehe auch vom vom statischen Berufs-Bildungs-Lebenslauf zum dynamischen Entwicklungs-Individuations-Lebenslauf
II.) Siehe auch Gesellschafts- und Entwicklungsmensch
57.) Beim Bildungs-Kultur-Lernen ist mit dem Bildungs-und Berufsausbildungsabschluss und dem Verlassen der Schule/
Universität die menschliche (Entwicklungs)natur zur Ruhe gekommen, während beim Entwicklungs-Kultur-Lernen die menschliche (Entwicklungs)natur in der Unruhe angekom- men ist, weil die Ruhe aller Unruhebewegung Suchziel bleibt. Kein Geschöpf kennt Ruhe und Rast, bis es seinen Individualisierungs-Rhythmus (Frieden) gefunden hat*.
* Kulturelle Schöpfungen, wo die " Seele " ihre Ruhe findet sind z.B. die sixtinische Madonna oder das klassische Parlament in Wien, Unruhe strahlt dagegen Vincent van Goghs " Sternennacht " oder die " Westfassade " des Straßburger Münsters aus.
58.) Beim Bildungs-Kultur-Lernen gilt in Anlehnung an den irischen Schriftsteller Oscar Wilde, wohlerzogen sein ist heutzutage in der Gesellschaft und Wirtschaft von grossem Vorteil, weil dieses gute Bildungs- und berufliche Mög-
lichkeiten erschliesst (linearer, nicht dialektischer An-
passungs-Lebensweg). Beim Entwicklungs-Kultur-Lernen dagegen gilt, wohlerzogen sein ist heutzutage von grossem Nachteil, weil es einen von der Individualisierungsent- wicklung ausschliesst (nicht-linearer, dialektischer Indivi- dualisierungs-Lebensweg im Beruf und in der Gesellschaft.
59.) Beim Bildungs-Kultur-Lernen steht die Wissens- und Lebenskultur, die Besitzmentalität des Kunsterwerbs und das Ego des Künstlers im Mittelpunkt. Die Kunst wird ge-
schaffen, um zu schmücken, zu repräsentieren oder zu verkaufen, aber sie muss nur wahr sein. (Kunst kommt
von können und ist unbezahlbar). Beim Entwicklungs-
Kultur-Lernen werden die kulturellen Schöpfungen der Menschheit wie bspw. die Dichtung, die Malerei, die Musik, die Philosophie, die Architektur, welche sich ausserhalb
des einzelnen Menschen befinden, als Mittel zur Selbstkulti- vierung betrachtet, welche auf Höheres verweisen, um die Sehnsucht nach oben wachzurufen, was man selbst noch nicht, aber Menschenaufgabe ist (Kunst kommt von müssen und sein Dasein ist unersetzbar).Siehe Textfortsetzung unten Nr.85*
* I.) Von denen, die nur für Geld, Macht, Ego, Glück und " von der Leich tigkeit des Seins ", um der Auflagenhöhe und Schönheit willen schrei- ben, malen, bildhauern und die Wahrheit zu opfern, von denen will ich nichts wissen, weil es wieso nichts taugt*.
*Quelle unbekannt.
II.) Einen Namen hat man erst, wenn man keinen Wert mehr auf seinen Titel legt.
* Sigmund Kraft, Deutscher Schriftsteller.
III.) Ich teile die Meinung der Dichterin Anette-Droste von Hülshoff,
welche nicht gerühmt werden, sondern nur in hundert Jahren gelesen werden wollte und das ihre Bücher nicht zur leblosen Literatur wird.
IV.) Der Wert der Kultur wird gemessen an der Kaufkraft, den Quo-
ten, dem Aktienkurs, am Technisierungsgrad, dem Stand des
Gesundheitssystems, der sozialen Stabilität, am neuen Opernhaus,
an der modernen Architektur, den Besucherzahlen der kulturel-
len Einrichtungen, der Bildungsqualität, den Kulturreisen, dem Mäzenatentum etc. Heute wird alles gleich zur Kultur. Einkaufs-
und Verkaufskultur, Spasskultur, Ess- und Trinkkultur ( "McDo-
naldisierung "), Palaverkultur (Talkshows), Fernsehen- und Inter-
net kultur, Aktienkultur, Unternehmens- und Geschäftskultur,
Fahr- und Reisekultur, Trauerkultur, Sportkultur, Bildungskultur, Wohnkultur, Arbeitskultur, Beziehungs-und Trennungskultur (Scheidung) Unterhaltungs(bezahl)kultur, Museums-und Kunst-
auktionskultur, was aber alles im kulturellen Entwicklungs- Be-
griffssinne eigentlich kultur(widerstands)los ist.
V.) Die Bilder von bspw. Vincent van Gogh kann man, viel Geld vorausgesetzt, kaufen, aber seinen Geist(Genie) nicht. Auch pro-
duziert die moderne Kulturindustrie (Musik, Medien, Kino, Fernse-
hen etc.) keine lebenswichtigen Bedürfnisse mehr, sondern stellt
eine Eigenwelt dar, welche die Bedürfnisse erst dafür weckt. Was
wir als Kultur bezeichnen, ist in Wahrheit die Gegenkultur als Zersetzung unserer Restkultur. Was eigentlich zur menschlichen
Mitte der Ruhe führen soll, bringt nur noch mehr Unruhe.
VI.) Kulturkritisch betrachtet ist es die Entwicklung vom wissen-
schaft-lichen und technischen Fortschritt auf der Horizontalen,
als ein Näher- und Weiterkommen (von der Bewusstseinserkennt-
nis ging die Krise aus, welche nie die Totalität und das Ganze dar-
stellt, weil der Mensch glaubt das zu sein, was er hat und sich
bewusst ist ) zum wissenschaftlichen und technischen Fortschritt,
als ein nur Zuende- und zum Wendepunkt kommen in Richtung
der Vertikalen, was Jahrhunderte lang schon den Verfallskeim
der Auflösung in sich trägt, als eine Form der Selbstzerstörung
und deshalb in die Bewusstseinskrise der Erkenntnis schliesslich führen muss, weil der Mensch das ist, was er nicht hat und sich
nicht bewusst ist.
VII.) Die Kultur ist eine tragende Säule der Gesellschaft und auch der Evolution unterworfen. Unsere kulturelle Tradition ist auf Erfassen von Stillstand und Festigkeit ausgerichtet. Die westliche Welt denkt nur statisch. Aber wir können nicht einerseits immer kultureller werden und anderseits an dem sozialen, technischen und materi-
ellen Fortschritt weiter so festhalten, als wenn es absolut wäre.
Georg Wilhelm Friedrich Hegels (Philosoph) berühmte These vom Ende der Kunst will besagen, dass die Zeit gekommen ist, in der
die Wahrheit in ihrer Ausdrucksform nicht mehr der Verkleidung eines Kunstwerkes z.B. Architektur, Musik, Philosophie, Malerei, Religion, Dichtung, Schriftstellerei, Wissenschaft bedarf, wenn es
mit der Kunst oder Religion nicht mehr weiter geht und diese
keinen wirklichen, tieferen Einfluss mehr auf die kulturelle Ent-
wicklung des Einzelmenschen haben (Kunst ist nur Ausdrucksmit-
tel aber noch kein Frieden). Eine vergangene Philosophie wieder aufzuwärmen, das ist so wenig möglich, wie ein altes Kunstwerk
wegen des Zeitgeistes und der Einmaligkeit nochmals zu schaffen. Weil diese auch dem entwicklungsgeschichtlichen Gesetz des-
Werdens und Vergehens unterliegen ist die Zeit gekommen ist,
wo der Wahrheitslebensausdruck eines anderen Mediums als
Kulturträger bedarf wie zum Beispiel die Wahrheits-Individuali-
sierung durch das gotische Lernprinzip*.
* Verliert die Welt ihren mittelnden und gleichnishaften Chrakter der auf andereA verweist, wird sie zur Wirklichekit selber und wird zur Kraft, die den Menchen geseelt, bestätigt und hebt die metaphysi-
che Unsicherheit seines Wesens auf.
VIII.) Die kulturellen Verkleidungen sind nicht mehr geeignet auf Höheres zu verweisen, um die Sehnsucht nach oben wachzurufen, was man selbst noch nicht, aber Menschenaufgabe ist. Diese Fülle
der kulturellen Werte lebten ursprünglich nicht aus sich selber heraus, z.B. die Brandenburgischen Konzerte von Bach, eine Stra-
divari des gleichnamigen Geigenbauers, ein Gemälde von Vincent
van Gogh oder eine gotische Kathedrale sondern diese waren nur Wegweiser und Mittler für den Weg nach oben was den Menschen übersteigt und sind nur je nach kultureller Affinität Mittel zum Entwicklungs-Individualisierungs-Reifezweck, was über sich hin-
aus weist auf etwas, was hinter ihr steht und durch sie verwirk-
licht werden soll. Bewusstsein und Kultur sind Mittel die zur Verwandlung führen, aber sie sind diese Verandlung nicht selber.
Sie sollen diese nur ermöglichen. In kulturellen Entwicklungspha-
sen der Menschheit fand immer eine gesetzmässige Häufung statt, wo viele Künstler wie Musiker, Dichter, Maler etc. gleichzeitig als
das kulturelle Medium der Zeit auftraten, was auch für das jetzige Entwicklungszeitalter für die Individualisierung als das kulturelle
Medium genauso zutreffen wird*.
* Nach Meister Eckhart ist jegliche Kreatur ist Gottes voll und ist ein aufgeschlagenes Buch und wer darin recht zu lesen weiss, der braucht keine Predigt mehr. Das Viele ist nur da, um zu dem Einen (Gott) zu gelangen.Was in vielen Dingen ist, muss notwendigerweise über den Dingen sein. Jeder Begriff, jedes Ding hat seine eigene Gotteswahr- heit. Alles dient nur zur Verherrlichung Gottes und ist geschaffen worden, was uns an die Vollkommenheit Gottes näher heran führen soll.Und alle Werke, die Gott im Himmel und auf Erde gewirkt hat die hat er gewirkt, um ein Werk wirken zu können, nämlich uns selig
zu machen. Die Welt ist um des Menschen willen, aber der Mensch ist um Gotteswillen geschaffen worden.Die Welt wäre nicht geschaffen worden, wenn sie nicht da wäre, Gott zu suchen und zu finden als " Trainingszentrum für den Himmel". Die Welt wird zur Aufgabe als spirituelle Selbstreinigung und Selbsterlösung. Alles wird in der Absicht getan, nicht dauerhaft zu haben, sondern es zu überwinden und zurückzutreten hinter die Aufgaben, die der Höchste zu seiner Ehre verwirklicht haben will. Die Säkularisierung wird religiös begrif-
fen und Gott ist im Diesseits jenseitig. Siehe Fortsetzung in Rematerialisierungsmaterialismus
IX.) Damit würde sich die Museumskunst (zweite Natur) zur Entwicklungslebenskunst (Natur), die akademische Kultur zur Selbstkultivierung erhöht und z.B. das Musikgeschichtliche
wird zum Individualgeschichtlichen. Es wäre eine Kultur, wel-
che den ganzen Menschen erfasst, wovon Friedrich Schiller
und alle Romantiker immer nur geträumt haben. Die Rahmen-
bedingungen für die individuelle Entwicklung als die Entwick-
lung des Weltgeistes (Hegel), der persönlichen (Selbst)erzie-
hung des Menschen (Herder) in der (Entwicklungs)freiheit (Kant)
als Ganzes ist jetzt erst möglich, weil wir in der besten aller (Ent-
wicklungs)zeiten leben und jetzt erst die Voraussetzungen und potentielle Individualisierungs-Entwicklungsmöglichkeiten ge-
schaffen worden sind. Jede Philosophie hat ihren Zeitkern und
ihren geschichtlichen Stellenwert und die vergangenen, gedach-
ten, philosophischen Systeme sind nicht für die Zukunft geeignet.
Im abendländischen Denken gab es immer wieder Umbruchsitu-
ationen, an denen sich die Weichen für eine neue Erkenntnis-
richtung stellten und die zukünftige Entwicklung aller festlegte.
X.) Die moderne Kunst entbehrt einer gewissen Monumentalität
und es herrscht der nivellierende, demokratische, ökonomische
Geist. Die moderne Kunst hat keine Kraft mehr etwas zu verän-
dern, verheisst noch nicht das Rettende, Lebenstragende, Frie-
densgebende, gibt keine verlässliche Orientierung und drängt
auch nicht nach Auflösung der Lebensspannungen. Die Moderne versagt, das Leben in den (Entwicklungs)griff zu bekommen, um eine Entwicklungs- Individualisierungs-Aufbruch-Bewegung auszu- lösen, was zur kulturellen Höherentwicklung führen würde.
XI.) Kultur hat nichts mit einem " Geschäft " zu tun, sondern es
ist die positive Polaritätssichtsweise des Materialismus und
Kapitalismus, dass man erst einen Besitz haben muss, bevor man
es als Mittel zum höheren Entwicklungs-Werde-Zweck transzen-
dieren kann. Es ist die Rematerialisierung als Gesetzmässigkeit zur Erhaltung von Energie und Materie im Weiterentwicklungs-Sinne,
weil alles in der Welt nur eine Metapher und Mittel zum Entwick-
lungs-Sinn-Zweck ist, was über die Dinge hinaus auf etwas Höhe-
res verweisen will, was über den Menschen hinausragt und wozu
er durch seine Entwicklung fähig sein kann. Kultur und Bewusstsein sind nur Mittel, die zur Verwandlung führen, aber sie sind nicht die Wandlung selber, sie sollen diese nur ermöglichen.
60.) Beim Bildungs-Kultur-Lernen sind Kultur und Kunst stets ein Produkt der äusseren Freiheit. Beim Entwicklungs-Kultur-Lernen sind Kultur und Kunst stets ein Produkt der inneren Einheit.
61.) Beim Bildungs-Kultur-Lernen hat Mensch seine gesamte Existenz auf die äussere Kultur und sein selbstherrliches Ich-Bewusstsein gegründet und dieses wird durch die Bestäti-
gung der Anderen und Legalisierung zur (absoluten) unum-
stösslichen Wirklichkeit. Die Erscheinung und das Wesen der Erscheinung oder wie es der Philosoph Immanuel Kant einmal sagte "das Ding an sich " werden gleichgesetzt. Alle (Kultur)werte sind nicht mehr nur Gleichnis und Chiffre für etwas, sondern erhalten einen Eigenwert, welche den Menschen in ihren Dienst zwingen, entleeren und abhängig machen. Kultur und Bewusstsein weist damit nicht mehr über sich hinaus auf etwas, das hinter diesem steht und durch dieses verwirklicht werden soll, sondern verweist nur auf sich selber und bestätigt das Bewusstsein des Men-
schen der dieses schuf und als gegebenes Faktum hin-
nimmt. Kultur und Bewusstein sind Mittel die zur Ver-
wandlung führen, aber sie sind diese Verwandlung nicht selber. Sie sollen diese nur ermöglichen. Beim Entwick-
lungs-Kultur-Lernen besteht der Mensch nicht nur aus Bewusstsein, wie die Wissenschaft seit Descartes ihm glaubhaft zu versichern versucht hat, sondern dass sein Wesen noch über weitere Kräfte verfügt,was vom Be-
wusstein nicht zu erschliessen ist. Der ganze Mensch ist
nur zum geringen Teil ein bewusstes Wesen, Kultur und Bewusstsein tragen keine Wirklichkeit in sich und sind nur Mittel zum Individuationszweck. Sie sind nur labile Größen, die nicht aus eigener Kraft getragen und erhalten werden und abhängig von der Kraft des Menschen sie zu tragen, zu pflegen und weiter zu entwickeln. Das ganze Kultur- und Bewusstseinsgebäude bricht in dem Augenblick zusam-
men, indem diese Erhaltungs- und Erneuerungskraft des "homo faber" nachlässt und zu erlahmen beginnt. Das Bewusstsein des Menschen ist nichts gesichertes, festes
und verlässliches, sondern etwas unzuverlässiges, un-
sicheres, unplanbares,undefinierbares. Es bedarf nur weniger Schwankungen, Veränderungen, Modenwechsel, Lebens-und Weltkrisen oder einer falschen Entscheidung,
um den Menschen wieder in die magische Schicksalswelt sinken zu lassen. Hier beginnt der Einzelne wieder zu begreifen, das Sein und Bewusstsein,das Wesen hinter der Erscheinung und die Erscheinung selber nicht identisch sind, dass seine Selbstgewissenheit, seine Autonomie auf schwankenden Füßen steht und seine Lebensexistenz sich nicht mehr alleine darauf begründen lässt und einer wei- teren Fundamentierung bedarf*.
* I.) Nachdem Descartes im "Cogitio ergo sum die Selbstgewissheit des Bewusstseins behauptet und an die Stelle der Selbstgewißheit der religiösen Erfahrung (Gliederungspunkt"Geschichtlicher Rückblick des Christentums") gesetzt hatte (das Bewusstsein hat die Stelle Gottes angenommen), hat die Philosophie der Neuzeit über Berkeley, Kant, Schopenhauer bis zu Gentile die alleinige Realität des Bewusstseins vertreten und die natürliche sichtbare greifbare Umwelt des Men- schen entwertet und ausgeschaltet. Es ist die heutige Naturwissen- schaft, welche in der Subjekt-Objektspaltung die Welt vom Ich her aufbaut und das Denken in den Nihilismus geraten ist. Als unfertiges und unvollkommenes Wesen ist der Mensch weder von seiner Ver- gangenheit noch von seinr Gegenwart her zu bestimmen, sondern er ist nur von dem Zukünftigen her zu erfassen. Er ist nicht vom Termi- nus "a quo", sondern vom Terminus "a quem" zu begreifen, also vom Ziel seiner Entwicklung einer (Friedens)vollkommenheit zu gelangen.
II.) Die Entwicklungstheorie hat einen stark teleologischen Charak-
ter, weil sie unterstellt, dass die menschheitsgeschichtliche Ent-
wicklung auf ein bestimmtes, von vornherein feststehendes Ein-
heitsziel gerichtet ist. Vorgegeben sind mit jeder Geburt das indi-
viduelle Eigengesetz der Entfaltung, wodurch der Grundcharakter
als Werde-Stetigkeits-Komponente und der Lebensauftrieb als Werdedrang mit gegeben sind. Die Entwicklung hat ihren Ursprung und Quellpunkt im schöpferischen Entwicklungswillen
des Menschen und dieser Wille entspringt wiederum aus dem Drang nach oben, der dem Menschen von allen anderen organischen Wesen unterscheidet und ihn über die reine biologische Naturhaftigkeit erhebt. Der Mensch findet sich bei Entwicklungsreife nicht damit
ab, im Lebenslauf und nur in der Fortpflanzung hin stets derselbe
sein und das zu tun was der gesellschaftliche Wille ist.
III.) Siehe auch den Gliederungspunkt "Krise des Christentums-kurzer geschichtlicher Rückblick" in Christentum-frueher-und-heute
62.) Bildungs-Kultur-Lernen ist bezwungene, kategorisierte Entwicklung der vorhergehenden Generationen. Das Ziel ist es vom materiellen und immateriellen überlieferten, kul-
turellen (Welt)erbe als Stolz einer Nation und der Mensch-
heit mit der Bewahrungsverpflichtung des Kulturgutes für zukünftige Vermittlungsweitergabe an die nächste Gene-
ration(Kultur und Kunst als stets ein Produkt der äusseren Freiheit). Beim Entwicklungs-Kultur-Lernen muss jede Generation und jeder Einzelne metaphorisch gleich " wie Sisyphos seinen Felsblock der kulturellen Erbsubstanz berg-
auf wälzen,um nicht überrollt zu werden ". Diese geschicht-
liche kulturelle Erbsubstanz ist nur von bleibenden und tragenden Lebenswert, wenn der gegangene geschichtliche Erkenntnis- und Erfahrungsweg als persönlicher Entwick-
lungsweg nochmals als Gewandelter gegangen wird und zu gleichen Wissen und Erkenntnissen führt. Trotz aller tech-
nischen, ökonomischen-, demokratischen-, medizinischen-, bildungs-, politischen-, sozialen und anderen zivilisatori-
schen Errungenschaften, steht der einzelne Mensch kultu-
rell noch am Anfang seiner Entwicklung. Es ist die "Entwick- lungs-Individuations-Lebens-Bringschuld der Entwicklungs- losigkeit eines jeden Einzelnen (Entwicklungskultur und Entwicklungskunst sind stets ein Produkt der inneren Einheit)*.
* Ein hoher Lebensstandard und Eigentum als auch die demokrati-
schen Grundwerte bilden erst die Grundlage jeglicher sozialen Ord-
nung und sind Voraussetzung für das " Entwicklungswohlergehen ". Jede Generation schafft erst die notwendigen Entwicklungsvoraus-
setzungen für die nächste Entwicklungsstufe der jetzigen Generation. Die heutige Erbgeneration kann nur dankbar die heutigen sozial-ökonomischen Verhältnisse als Erbe und die Werte der " Aufbau-Nach-Kriegs-Generation nach 1945 in Deutschland " in Empfang neh-
men und dieses für die kommende Generation nicht nur zu bewah- ren, sondern den darin liegenden, möglichen Entwicklungssegen als Zinsen durch die Individualgenese in der Weiterentwick-
lung entfalten.
63.) Bildungs-Kultur-Lernen ist geprägt von der vorherrschen-
den Gesellschafts- und kulturellen Zivilisation, welche nur zwangssolidarisch ver- und aufteilen kann. Beim Entwick-
lungs-Kultur-Lernen wird erst im Verzicht oder als Mittel durch den Rematerialisierungsprozess zum Entwicklungs-Individualisierungs-Zweck durch Entsinnlichung subsidär kulturelle Substanz geschaffen und kann nicht durch Kon- sum und Reichtum, sondern nur durch die Individualaskese, Entsagung und Überwindungstranszendierung bei Reife-Nr.782 begründet und erhalten werden.
64.) Beim Bildungs-Kultur-Lernen gelten die Kultur und
Kunst als Ware, Kulturbesitz, Besichtigungs- und Speku-
lationsobjekt (je teurer die Kunst und der materielle Geld-
wert, desto grösser die Kunst). Beim Entwicklungs-Kultur-Lernen ruft Kultur und Kunst jeden die Sehnsucht nach
oben wach, weil durch die Dinge hindurchgegangen und
durch sich auf Höheres verweist wird, wozu er durch seine Entwicklung fähig sein kann (je grösser die Kunst als im-
materieller Wahrheitsgehalt, desto grösser der kulturelle Entwicklungswert).Siehe Textfortsetzung Nr.85.
* I.) Das Sichtbare ist die Form, der Bekanntheitsgrad, die Han-
delsware etc., aber das Unsichtbare macht erst den Wert, Sinn und das kulturelle Wesen aus. Das Kunstwerk ist umso grösser, je mehr Ideelles es wiederspiegelt.
II.) Es sind Status- und Vermögensobjekte für ihn geworden, zwi-
schen denen er stolz und selbstbewusst als Subjekt herumwandert ohne innerlich selbst kulturell zu sein.
III.) Kultur und Bewusstsein sind zur Wirklichkeit geworden und haben ihren vermittelnden "Entwicklung-Individualisierungs-Mit-
tel-Erkenntniszweck-Charakter" verloren. Die Kultur weist nicht
mehr über sich hinaus auf etwas, was hinter ihr steht und durch
sie verwirklicht werden soll, sondern sie verweist nur noch auf sich selber und bestätigt das sinnliche (Erkenntnis)bewusstsein des Menschen. Der Mensch steht der Kultur nicht mehr gegenüber, sondern ist nur noch ein (besessener) Teil von ihr.
65.) Bildungs-Kultur-Lernen begründet sich auf eine abge-
schlossene Bildungstradition und künstliche Zivilisations-
kultur als " Stolzkultur " ausserhalb von uns (Kulturwissens-
besitz und Kulturpflege. Beim Entwicklungs-Kultur-Lernen
wird jeder Einzelne zum Kulturträger und natürlichen Ent-
wicklungszivilisation als lebendige Entwicklungswürdekultur
in uns (Kulturentwicklung als Bewusstseinswahrnehmung
von Veränderung, wo dieses im Entwicklungs-Lebens-Trans-
zendierungs-Prozess neu gebildet wird).
66.) Beim Bildungs-Kultur-Lernen lernen ist der Gegen-
stand Objekt unserer Herrschaft und Eroberung. Beim Entwicklungs-Kultur-Lernen ist der Gegenstand Objekt
als Erkenntnis-Rematerialisierungsmittel zum Individu- ationszweck und die Spaltung wird aufgehoben.
67.) Beim Bildungs-Kultur-Lernen will der Zivilisations-
mensch etwas darstellen will (selbstbezogener Individua-
lismus als " Protz "- und Erfolgskultur). Es ist die allgemei-
nen Meinung, wenn einmal im bildungsmässigen, beruf-
lichen, gesellschaftlichen Leben anerkannt und wirt-
schaftlich begründet, kaum noch dazu lernen und sich verändern zu müssen. Beim Entwicklungs-Kultur-Lernen
will der Entwicklungsmensch erst etwas werden. Es erfüllt sich dann die profunde Prophezeiung in Anlehnung an den Lyriker Friedrich Hölderlin: " Was ich bin, gemacht, gelernt, studiert, geleistet habe, meinte, plante, wollte und was ich besitze ist nichts, war nur Ego, Irrweg und weil Spaltung,
Unfrieden, aber was ich suche, erkannt habe, schaffe, nicht wollte, nicht plante und einmal sein werde, das ist alles. Weil ich "egoistisch bin für andere", lebe ich für das Ganze
und dieser Altruismus hebt die Spaltung auf und führt
zum Frieden. Es ist eine Hochstapelei im Verschweigen
von Qualifikationen und eine Tiefstapelei im Erzählen (Schweigen) von seinen Entwicklungszielen. Was ich bin, konzentriert sich auf meine Stärken, was ich nicht bin,
auf meine Schwächen.Es ist der Entwicklungsverlauf " von der klassischen, kartesianischen, dualistischen Denkfor-
mel: " Ich denke, also bin ich " zur umgekehrten, para-
phrasierten, kartesianischen Denkformel: Ich entwickle mich, deshalb werde ich ". Die Vision des Werdenden ist mächtiger als die Bestandsaufnahme des Gewesenen. ".
Der Mensch ist kein fertiges und vollkommenes Wesen, dessen Entwicklung z.B. im Erwachsenenalter abgeschlos-
sen und vollendet ist, sondern er ist noch unfertig, unreif, unvollkommen und befindet sich inmitten einer Ent-
wicklung, welche auf etwas anderes und höheres angelegt ist, was er zur Zeit darstellt. Es ist die produktive Unzufrie-
denheit als der spannungshafte Bezug zum Ganzen, welcher mich in Lauf hält und nicht zur Ruhe kommen lässt.
68.) Bildungs-Kultur-Lernen ist vergesellschaftliche De-
generierung durch den Konformitätsdruck der Zivilisation
als organisierter Wille aller (Kultur ist zur Zivilisation ge-
worden). Entwicklungs-Kultur-Lernen ist gesellschaft-
liche Genese durch die Überwindung der Zivilisation. In
der Individuationsentwicklung ist man erst zivilisiert
als Entwicklungswille des Einzelnen (Zivilisation wird zur Kultur) *.
* I.) Weil die Gesellschaft nur einen reichen und systemischen, aber
keinen individuellen Menschen zulässt, der seinem " Entwicklungs-Individuations-Gewissen " mehr folgt und dem Gemeinwohl mit Zukunftsblick dient, was nur gegen die Gesellschaft zu haben ist,
als das was der Staat, die Wirtschaft und die Gesellschaft ihnen zu
folgen vorschreibt.
II.) Der Konformismus und die gesellschaftliche Anpassung ersetzt
das Gewissen. Ich habe kein schlechtes Gewissen, wenn ich mich
masslos auslebe, aber es legal ist und ich es mir leisten kann. Die Handlung wird nicht durch den Gewissensfilter ethisch beurteilt,
sondern das Verhalten orientiert sich an gesellschaftlichen Spiel-
regeln und ist geleitet von den vorherrschenden Werten und der öffentlichen Meinung. Wir haben sogar keine Gewissensbisse, wenn
wir ein Gesetz übertreten. Beim Entwicklungsgewissen wird die Hand-
lung nach dem Entwicklungs-Individualisierungs-Wertmaßstab beur-
teilt. Wir können das Gewissen als " höhere, zeitlose Intelligenz und Führungs-Orientierungs-Instrument" nicht einfach ignorieren, was
immer schon richtig war. Wenn das Gewissen als der zentrale Ort erscheint, an dem die Dinge des Menschen und der Welt immer
entschieden werden und die Spaltung des Menschen überwunden
werden kann, ist das Entwicklungsgewissen der archimedische Punkt
des Menschen, von dem alles ausgeht und bewegt wird. Ohne Gewis-
sen hört der Mensch auf als Einzelner zu existieren, denn nur im Einzelnen ist das Gewissen wach und nur als Einzelner besitzt der
Mensch Zugang zum Gewissen. Das Gewissen ist im Einzelnen gebun-
den und wird im Kollektiv aufgehoben. Nur der Einzelne wird von
seinem Gewissen bedrängt, während das Kollektiv gewissenlos ist.
69.) Beim Bildungs-Kultur-Lernen hängt von dem, was aus
dem Menschen wird davon ab, was ihm kulturell angeboten wird (geschaffene Objektkunst-Kultur als kulturelles Erbe des Besichtungskulturtourismus und multikulturelle Viel-
falt) Beim Entwicklungs-Kultur-Lernen hängt davon ab, was aus dem Menschen wird, was er entwicklungskulturmässig aus sich macht (schaffende Entwicklungs-Kultur als see-
lische Substanz, welche nur vom Einzelnen in der Ent-
wicklungs-Individualisierung geschaffen wird und multi-individuelle Vielfalt).
70.) Beim Bildungs-Kultur-Lernen gilt " die Kraft und Grösse
des Menschen" als das Maß der Dinge ".Deshalb wird ver-
sucht, die kulturelle Bildung und die Lebenssinnbestim-
mung in der geistigen Interessens-Auseinandersetzung
mit den Kulturschöpfungen zu erreichen (die Tugend wird zum Wissen als ästhetischer Hedonismus). Beim Entwick-
lungs-Kultur-Lernen stehen die Schwächen des Menschen und seine Nichtigkeit im Mittelpunkt im und deshalb der
Versuch einer Entwicklungskultur und Lebens-Sinnbe-
stimmung in der praktischen Auseinandersetzung an den Widerständen und in den Krisen des Lebensalltages zu erreichen. Die Tugend wird nur in der Verführungs-
schwachheit vollbracht, weil diese zur Entfaltung das
Gegenteil bedarf. Nur, weil ich der Versuchung widerstan-
den habe, bin ich dadurch stärker und gereifter daraus hervorgegangen (als Bildungsdekonstruktion und inner-
weltliche Transzendierungsaskese. *.
* Siehe auch Das Gesetz des Lebens ist ihr Widerspruch
71.) Beim Bildungs-Kultur-Lernen ist die Regel das Inte-
resse zu wissen. Einmal gelesen wird z.B. das Buch wieder
in den Schrank gestellt oder kommt zu seinem Besitzer zurück. Beim Entwicklungs-Kultur-Lernen ( bspw. die
Webpräsenz" die gotische Kathedrale " ) will ich immer-
fort noch mehr davon lernen. Es geht um eine reflexiv erinnernde Wiederaneignung. (Lernen besteht in einem Erinneren seit Generationen in der Seele des Menschen, Sokrates im Dialog mit Platon-Nr.200) ".Wenn ich mich z.B. im gotischen Baustil wieder erkenne, ist dieser mir ebenbürtig. Keiner vermag das hinaus zu erkennen, was er selbst nicht in sich hat. Wenn ich mich in der Erkenntnis wieder erkenne, handelt es sich um einen lebendigen Prozess, der den gesam- ten Menschen euphorisiert und dieser selber verwandelt wird. Das Subjekt und das Objekt der Erkenntnis sind iden- tisch und die Spaltung ist aufgehoben. Diese emotionale Erkenntnis ist tatsächlich Weg, Wahrheit und Leben zugleich und zieht kein Handeln mehr nach sich, sondern Erkenntnis und Verwirklichung sind eins.Nur mit der blossen Macht des Daseins werden Entscheidungen herbeigeführt, ein Ge- schehen, was von selbst geschieht. Ein Mann macht viele, weil seine Individualität in der Individualität aller aufgeht*.
* I.) Ein " Buchbestseller" sollte nicht an der verkauften Auflagen-
höhe gemessen werden, sondern wie oft Einzelne es immer wieder lesen und davon gefesselt wird, sich ständig mit leuchtenden Augen damit auseinandergesetzt,dieses zu einem " Kopfkissenbuch " wird und es zur Lebens-Handlung anleitend ist. Man trennt sich ungern von diesen Herzensbücher, weil diese ein Teil von mir geworden
sind*.
*Der Mensch kann die Wahrheit nur erkennen, wenn er selbst zur Wahrheit wird*.
* Meister Eckhart
II.) Beim Bildungs(eigenschafts)lernen leihe ich mir z.B. Bücher in der Bibliothek aus, behandle diese pfleglich und gebe sie innerhalb der Leihfrist wieder zurück. Entwicklungs(eigenschafts)lernen dagegen ist eine bewusste, schriftliche Entwicklungsauseinandersetzung mit dem Gelesenen im Buch selbst. Es ist das allbekannte " Bleistift lesen"
als sechster Finger. Das Gelesene wird durch herausschreiben, durch Markierungen oder sogar durch " Blätter rausreissen" verlebendigt und am Ende ist das Buch " zerlesen ". Es bleibt die höchste Ehre für ein Buch, wenn es diese Leseauseinandersetzung nicht übersteht und adelt die Bücher wenn er sagt ":Meine Bibliothek ist der Papierkorb".
III.) Beim Bildungs-Kultur-Lernen liest man Bücher interessens- und wissensmässig. Beim Entwicklungs-Kultur-Lernen lese ich Bücher in einen Sinnzusammenhang.
IV.) Ein gutes Buch muss eine folgenreiche Gefahr darstellen für die bestehende gesellschaftliche Ordnung.
V.) Wenn man schreibt, sollte man in der Überzeugung schreiben,
als wenn man die Vollmacht besitzt und beauftragt worden ist, es zu schreiben und vom einzigen Menschen, der es so schreiben konnte.
VI.) Das Schreiben wird von vielen Autoren als eine Therapie und als
ein Stück Freiheit verstanden.
VII.) " Wenn nicht jeder Satz, der geschrieben wird, der wichtigste ist,
sollte jeder Autor das Schreiben sein lassen.
VIII.) Ein gutes Buch sagt nichts Neues. Nur wenn ich es mache, ist
alles neu.
IX.) Johann Wolfgang Goethe meinte, nur wenn man eine Million
Leser (heute eine Million Webseitenbesucher) erwartet, sollte man nicht anfangen zu schreiben (heute keine Webpräsenz online stellen).
X.) Ein guter Spruch ist oft die Wahrheit eines ganzen Buches.
XI.) " Hätte ich mehr gelitten, umso grösser wäre das Werk gewor-
den " *.
* Autor unbekannt.
XII.) Je grösser ein Schriftsteller, desto stärker treten die Widersprü-
che seiner Zeit und die zugeschütteten Notwendigkeiten in seinem Schaffen ans Tageslicht.
XIII.) Mich interessiert eigentlich nicht, ob es jemand liest was ich
schreibe, sondern ich muss es nur um der " Wahrheits-Liebe-Willen"
aufs Papier gebracht werden. Es ist Meister Eckhart Rigorosität, dass
er die Wahrheit auch dem Opferstock gepredigt hätte, wenn ihm keiner zugehört hätte.
XIV.) " Ich glaube, man schreibt immer das gleiche Buch "*.
* Françoise Sagan, Schriftstellerin.
XV.) Auch das schlechteste Buch hat seine gute Seite; die Letzte*.
* John Osborn,Opernsänger.
72.) Beim Bildungskultur-Lernen ist das Buch nur ein gutes Buch wenn es sich als Lehrbuch durchsetzt oder als ein Bestseller bezeichnet wird. Beim Entwicklungs-Kultur-Ler-
nen ist das Buch ist nur ein gutes Buch, wenn man sich mit ihm mehr auseinandersetzt als nur liest. Wenn der Geist
der Entwicklungs-Individuations-Wahrheit zur beherr-
schenden Domäne wird, werden Millionen von (systemi-
schen) Bildungs-Büchern zur Makulatur werden*.
* Jedes gute Buch ist ohne das Leben des Verfassers nie richtig
zu begreifen, weil es sein Entwicklungsweg war, sein Leben in philo-
sophische Form gebracht hat. Er wollte etwas loswerden in der Absicht, dass keiner daran vorbeikommt. Der Wert des Geschriebe-
nen und Gesagten wird eingeschätzt nach der Kraft, Aufrichtigkeit und der Entschiedenheit, nach der Tiefe und der Wahrheit in der Behandlung einer Idee oder eines Themas. Bei vielen Bücher hat es die meiste Kraft gekostet nicht so sehr das Buch zu schreiben, sondern es gegen die vorherrschenden gesellschaftlichen und
wirtschaftlichen Ordnungs- und Beharrungswiderstände zu voll-
enden. Für den Autor besteht auch immer (wegen der Ungeduld)
die Gefahr, am eigenen Anspruch zu scheitern. Die längste Zeit ist immer die Zeit der Reife, die Vollendung geschieht dann meistens sehr schnell. Wer einen hohen Turm bauen will, muss lange am Fundament verweilen. Ein gutes Buch wurzelt immer in einem Kindertraum und dieses kann man nicht ausdenken oder wollen, sondern es muss sich aus dem Leben heraus entwickelnd ergeben und dass man noch nicht einmal etwas dagegen tun konnte. Bü-
cher haben ihre Schicksale, die zum Schicksal der anderen werden können. Es geht nicht darum, die Flut der Bücher (Domains) durch eins (eine) zu vermehren, sondern ein Buch zu schreiben, was kein anderer so sagen kann, die Welt darauf gewartet hat und dieses
der Welt fehlen würde, weil wir erst durch ein gutes Buch wissen,
was der Welt fehlt. Es ist nur ein gutes Buch, wenn es sich in der Einheit wieder findet und ich mich durch die Interverbundenheit darin wieder finde. Wenn sich nur ein Buchgedanke in der Mensch-
heit durchsetzt, haben sich alle Mühen gelohnt und auf dem Grab-
stein sind später die Worte " non inutilis vis " (ich habe nicht unnütz gelebt) zu lesen.
Trivia: Aktuell sind eine Million Buchtitel abrufbar.Welchen Einfluss haben die Bücher wirklich auf die Entwicklung der Menschheit, sollte man sich fragen? Ein besonderes Buch darf nicht aus der Welt kommen.
73.) Beim Bildungs-Kultur-Lernen sind der Mathematik-
lehrer, der Schuldirektor, der Reiseführer und das Museum wichtig. Beim Entwicklungs-Kultur-Lernen sind nur noch
die (Lebens)lehren, sich treu zu bleiben und die Entwick- lungs-Individuations-Friedens-Bringschuld einer Entwick- lungslosigkeit wichtig.
74.) Bildungs-Kultur-Lernen ist sich an den Kulturschöp-
fungen der Menschheit sich erfreuen, diese zu besichtigen,
sich daran zivilisieren und bilden. Entwicklungs-Kultur-Lernen ist die Welt zu einem besseren Ort machen, weil ich bei mir anfange und deshalb auch noch daran schuld sein werde*.
*Es kann weiterhin nicht oft genug wiederholt werden, dass es unwichtig ist was die neuesten Nachrichten sind, was andere sagen und tun, wie prominent jemand ist, Mißstände zu kritisieren sondern nur was ich tue. Es geschieht zwar viel in der Welt und um uns herum, aber in Wahrheit geschieht alles nur in mir. Es ist der Weg von der Verwandlung der Welt, um diese in der Aussenwelt z.B. eine Krise bspw. durch Reformen, Technik, Schutzmassnahmen und viel Geld zu verbessern und retten zu wollen und der Andere der Schuldige ist
und der Mensch will und kann bleiben wie er ist zur Verwandlung
des Menschen in seiner Innenwelt, wo der Mensch sich im Ent- wicklungs-Individualisierungs-Prozess wandelt, weil dieses das Ganze darstellt und dieses der einzige Punkt ist, wo in der Welt wirklich etwas geschieht und deshalb ist er " der Nabel der Welt ", macht den Unterschied aus, ist das Besondere, braucht nichts zu beweisen und beneidet niemanden mehr. So wir wir sind, ist die Welt.Die Probleme des Einzelnen sind so komplex und gewaltig, genauso gross wie die Probleme der Welt sind. Jeder Mensch ist sein eigenes Universum und bewegt sich dem geistigen Weltzentrum parallel..Wer seinen Mittel- punkt gefunden hat, wird zum Mittelpunkt für die Anderen.Der Er- scheinung des Menschen sagt mehr aus als sein Beruf. Der besondere Mensch wird erspürt, gefühlt, füllt den Raum mit seinem Dasein. Früher habe ich gesucht, gewollt und jetzt werde ich gesucht und gewollt. Obwohl ich nie im Vordergrund stehen will, aber wo ich spreche, stehe ich automatisch im Licht des Interesses. Was Wert hat, macht sich selten und gerät in den Hintergrund. Er genügt sich nur noch selbst sein,will nicht mehr sein und nur (da)sein. Gut lebt der, der im Verborgenen lebt.Es erwartet keiner etwas von mir, sondern ich erwarte nur etwas von mir. Nur wer sich zum Helden macht, hält sich persönlich für eine Niete. Er will beneidet werden, dass er sich nicht so elend vorkommt*.
75.) Beim Bildungs-Kultur-Lernen bedeutet Freiheit mehr
Wissen und weniger Gesetze, besonders wenn dieses umge-
münzt werden kann. Beim Entwicklungs-Kultur-Lernen be-
deutet Freiheit immer Not und diese wird zur Tugend.
76.) Beim Bildungs-Kultur-Lernen gibt es für alles Worte, Begründungen und über alles lässt sich medial berichten (Gerede). Beim Entwicklungs-Kultur-Lernen gibt es viel Elend, Leiden und Ungerechtigkeiten, wo die Sprache versagt und blosse Worte ihrer nicht würdig sind, aber z.B.persönliches Bürgerengagement und ein " stilles Gebet " die richtige
Hilfen sind (Getan).
77.) Beim Bildungs-Kultur-Lernen steht durch die Welt-
wertsichtweise der Werterhalt und der Zuwachs im Mittel-
punkt des Bestrebens. Beim Entwicklungs-Kultur-Lernen
findet durch die neue Entwicklungs-Zweck-Sichtweise ein Wertewandel statt und die Vermögensschmelze ist nicht
nominal, sondern evolutional. Die Dinge werden durch die
neue Einstellung ihrer Autorität beraubt, erhalten einen höheren Wert und die Spannung zwischen Subjekt und Objekt ist aufgehoben.
78.) Bildungs-Kultur-Lernen als Bildungsinteresse besteht
nur solange, bis es durch das Entwicklungs-Kultur-Lernen
bei Individualisierungsreife abgelöst wird.
79.) Beim Bildungs-Kultur-Lernen wird notgedrungen ge-
folgt. Beim Entwicklungs-Kultur-Lernen drängt es mich zu folgen, dass ich nicht in Entwicklungsnot komme.
80.) Beim Bildungs-Kultur-Lernen ist es geschrieben wor-
den, dass es gelernt werden kann. Beim Entwicklungs-Kul-
tur-Lernen ist es geschrieben worden, damit es transzen- diert /individualisiert/rematerialisiert werden kann.
81.) Beim Bildungs-Kultur-Lernen wird ein Buch geschrie-
ben, was er seine " Fachkompetenz " nennt. Beim Ent-
wicklungs-Kultur-Lernen wird ein Buch geschrieben, was
er sein Kind nennt*.
* I.) Sublimare lat. heisst hochheben, Umleitung, Sinnverschiebung, erhöhen und wird durch die Transzendierung als Verwandlungs-
prozess auf eine höhere Stufe gebracht. Nur in der Sublimierung
wird Substanz gebildet. Die Libidio wendet sich zu einem Objekt als neues Ziel zu, wo sie ihre Gefühlsspannung übertragen kann. Die Leidenschaft der Liebesnacht wird bspw. zu einem neuen Roman.
Es ist die schöpferische,höhere Art und Weise seine Sexualität zu leben und diese zu transzendieren.
II.) Wo Leidenschaft ist, da ist Grösse und diese wird erst durch Sub-
limierung gross. Siehe Textfortsetzung Nr. 369 in Kulturlernen-8
82.) Beim Bildungs-Kultur-Lernen wird alles als richtig hingenommen " als sei es Gottes Wort ". Beim Entwick-
lungs-Kultur-Lernen wird alles Bisherige erst einmal als fragwürdig betrachtet und nichts ist in" Stein gemeißelt" hingenommen.
83.) Bildungs-Kultur-Lernen lässt sich studieren, besichti-
gen und bezahlen. Entwicklungs-Kultur-Lernen hat seine Wurzeln bspw. in der Kindheit und Jugendjahren, in der Genese, in der religiösen Sozialisierung, im Eltern- und Erbgut, in den Landschaftseindrücken der Region, welche einen geprägt haben*.
* I.) Glücklich ist der, wer seine Kindheit und Jugend zur Berufung machen kann.
II.) Siehe auch Der Kinderspielplatz ist mindestens genauso wichtig wie z.B. die Goethe-Schule. " Hier wurde die Schlacht von Waterloo geschlagen, sagte Arthur Wellesley, 1 Duke of Wellington/ Mili-
tärführer", als er seinen Spielplatz von Eton besichtigte.Nr. 441 in Kulturlernen-10.
III.) Siehe auch evolutionäre Allzeit-Jetzt-Nutzung
IV.) Siehe auch evolutionäre Altjugend
84.) Beim Bildungs-Kultur-Lernen wird das Leben in Phasen eingeteilt (z.B. Kindheit-, Bildungs- und Ausbildungs-, Ar-
beits- und die Altersruhezeit). Beim Entwicklungs-Kultur-Lernen gibt es nur eine nicht sozialisierte,zeitlose Ent-
wicklungs-Lebens-Stufen-Zeit*.
* Siehe auch geistige Entwicklungsstufen und Lernphasen
85.) Bildungs-Kultur-Lernen ist die Wahrheit suchen in den kulturellen Verkleidungen der Wissenschaft, Kunst, Religion, Musik, Dichtung, Philosophie, Schriftstellerei, Malerei, Literatur, Architektur und der Bildungsgleichen mehr.
Aber dieser kulturelle Ausdruck weist nicht mehr über sich
hinaus auf etwas, was hinter ihr steht, was keine Form
mehr hat,was durch sie verwirklicht werden soll und wozu der Mensch durch seine Entwicklung fähig sein kann. Sie weisen nur auf sich selber und bestätigt das Bewusstsein
des Menschen, der sie schuf und vermittelt das Gefühl eine Vollkommenheit erreicht zu haben, wo das Sein und das Bewusstsein, das Wesen der Escheinung und die Erscheinung selbst als Lebenseinheit sich decken. Es ist eine Interpre- tation der berühmten These des Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegels vom Ende der traditionellen Kulturträger (Musik, Literatur,Architektur, Religion etc), welche keinen wirklichen, tieferen Einfluss mehr auf die kulturelle Ent- wicklung des Menschen haben und auch keine zündenden Werte mehr vermittelt werden, weil diese auch dem ge- schichtlichen Gesetz des Blühens und Welkens unterliegen und deshalb die Zeit gekommen ist, wo der Wahrheitsaus- druck eines anderen Mediums bedarf. Diese sind nicht mehr geeignet auf Höheres als nur Geld zu verdienen und nichts Grösseres kennen als ihren Alltag zu verweisen, um die Sehnsucht nach oben wachzurufen, was man selbst noch nicht, aber Menschenaufgabe ist und verwirklicht werden soll. Die Uffizien, klassischen Musikkonzerte oder gelesene Schriftsteller haben nicht mehr die Kraft, dieses zu bewerk- stelligen.Diese Fülle der kulturellen Werte lebte ursprüng- lich nicht selber aus sich heraus, sondern z.B. eine Zeichnung von Dürer, die Brandenburgischen Konzerte von Bach, eine Stradivari des gleichnamigen Geigenbauers, ein Gemälde von Vincent van Gogh oder eine gotische Kathedrale sind nur Wegweiser, Hilfen, Probiersteine und Mittler für den Weg nach oben, was den Menschen übersteigt, welche nicht an die Seele heranreichen und nur Rematerialisierungsmittel
(Entsinnlichung), Kulturmittel (Verwesentlichung) und Unsterblichkeitslernmittel (Entweltlichung) zum Entwick- lungs-Individualisierungszweck sind. Alles dient nur dem einen Ziel durch die Dinge hindurch zugehen, um frei zu werden, um dann ihnen gegenüber zu stehen. Unsere kulturelle Tradition ist auf Erfassen von Stillstand und Festigkeit ausgerichtet. Die westliche Welt denkt nur statisch. Aber wir können nicht einerseits immer kultureller werden und anderseits an dem sozialen, technischen und materiellen Fortschritt weiter so festhalten, als wenn er absolut und unveränderlich wäre. Eine vergangene Philo- sophie wieder aufzuwärmen, das ist so wenig möglich, wie ein altes Kunstwerk wegen des Zeitgeistes und der Ein- maligkeit nochmals zu schaffen,welches auch das Restau- rierungsproblem der Notre Dame in Paris darstellt. Ent- wicklungs-Kultur-Lernen ist die Wahrheits-Individualisierung durch das gotische Lernprinzip, welches ohne ideologischen Ballast ist und der Menschheit einen neuen Begriff vom Leben geschenkt hat. Hier Mensch begreift langsam, dass die Kultur für ihn da sein soll und dass er deshalb jeder Zeit das Recht und die Möglichkeit besitzt diese auszutauschen, wenn diese seinem Wesen, dem Zeitgeist und seinen Erwartungen nicht mehr entspricht. In kulturellen Entwicklungsphasen der Menschheit fand immer eine gesetzmässige Häufung statt, wo viele Künstler wie Musiker, Dichter, Maler etc. gleichzeitig als das kulturelle Medium der Zeit auftraten,
was auch für das jetzige Entwicklungs-Individualisierungs-Zeitalter das gotische Lernprinzip als das kulturelle Medium genauso zutreffen wird. Im abendländischen Denken gab es immer wieder Umbruchsituationen, an denen sich die Weichen für eine neue Erkenntnisrichtung stellten und die zukünftige Entwicklung aller festlegte*. Bewiesen ist auch, wo die Sonne untergeht (Bildungs-Kultur-Lernen ) geht diese zur gleichen Zeit irgendwo anders wieder auf (Entwicklungs-Kultur-Lernen)*.
* I.) Allgemein muss akzeptiert werden, dass keine Ideologie über ihre Zeit hinaus gilt. Sie verfügt nicht über die Zukunft und mag nur ins Bewusstsein zu heben, was schon ist. Sie läuft dem Geschehen immer hinter her. Früher waren Werte für den Besitzer nebensächlich und er selbst war nur ein Objekt dieser Werte. Er war ausgerichtet auf den Geist, auf Kultur und Bildung und etwas, das über ihm stand, repräsentierte geistige Werte, die er mit seinem Reichtum verwirk- lichte. Je mehr Kultur er schuf und diese anderen daran teilhaben liess, desto neutraler und unpersönlicher wurde sein Reichtum und gleichgültiger wurde die Person, die diesen Reichtum besaß und darüber verfügen konnte. Sein Reichtum lag darin, andere bereichern zu können.
II.) Kulturen sind keine starren Grössen,die aus eigenem Recht exis- tieren. Sie unterliegen auch dem Entwicklungsgesetz des Werdens und Vergehens und werden unbrauchbar, wenn die Wirklichkeit eine andere geworden ist. Sobald die Zivilisation ihren Höhepunkt er-
reicht hat, lässt wegen mangelnder Flexibilität ihre kulturelle Triebkraft nach und die Gesellschaft ist nicht mehr imstande, sich
an die veränderte kulturelle Situation anzupassen und die kultu-
relle Evolution fortzuführen("ein satter Gaul springt nicht gerne über Hürden"). Das Leben ist materialistisch und utilaristisch ohne eine Kulturdimension. Der Mensch existiert als halbwegs unkultivierter Mensch,weil sich ohne diese innerhalb der gesetzlichen Normen,
der gesellschaftlichen-und wirtschaftlichen Ordnungsspielregeln
auch ganz gut kulturlos leben lässt. Das Leben ist materialistisch
und utilaristisch ohne eine Kulturdimension.Trotz aller technischen, ökonomischen, demokratischen,sozialen und zivilisatorischen Er- rungenschaften, steht der einzelne Mensch kulturell noch am Anfang seiner Entwicklung.
III.) Kulturen nutzen sich ab und verlieren ihre Brauchbarkeit, weil sie für die Wirklichkeit, für die sie geschaffen wurde durch den perma- nenten Weltwandel nicht mehr existiert. Für kulturelle Spätzeiten gilt, sobald eine Zivilisation ihren Höhepunkt an Lebenskraft erreicht hat, liegt ihr die Trägheitstendenz mangelnder Entwicklungsflexi- bilität inne und die kulturelle Triebkraft erlahmt, um die kulturelle Evolution fortzuführen. Die sozialen Strukturen und Verhaltensmus- ter sind so versteinert und starr geworden, dass sie sich nicht schnell genug an veränderte Situationen anpassen kann. In Wirklichkeit ist unsere Kultur "ein Friedhof des Vergangenen" und die Summe des Erkannten und Geformten. Sie hat als Kultur nur noch einen akade- mischen,vorkulturellen, vorbewussten Bildungswissens- und Muse-
umswert und die Kunst ist als Ware,Spekulationsobjekt und als Besichtigungstourismus entartet. Unsere Kultur ist zur blossen Zivilisation verkommen und hat ihr Greisentum erreicht. Deshalb besitzt unsere technische,organisatorische Einheitszivilisation keine kulturelle Kraft mehr. Unsere Kultur wurde „auf dem Altar von Wirt- schafts-und Konsuminteressen und naturwissenschaftlichen Er- kenntnissen geopfert". Der Mensch wird durch die Bequemlichkei-ten, Abhängigkeiten, die Technik,Gewöhnungen,Alltäglichkeiten,
Konsum- und Unterhaltungsreize so in Anspruch genommen und ist so gesellschaftlich verflochten, dass er für seine kulturelle Selbstent- wicklung weder Zeit, Interesse noch Spannkraft hat und nur noch zivilisiert und nur noch bis zu einem gewissen Grade kultiviert ist. Er hat nur den Ehrgeiz,den Lebensstandard zu halten und ihn weiter zu optimieren,die Interessenlosigkeit über das Alltägliche hinaus, sich mit seiner beruflichen und gesellschaftlichen Rolle (unzufrieden) abgefunden haben, nur weiter machen wollen wie bisher und keinen Drang und Notwendigkeit mehr verspüren nach dem Individuellen und Ideellen,einem Lebenssinn oder etwas, was das Leben über- steigt Was nützen Bildung, Kultur, Freiheit, Wohlstand, Sicherheiten, modernste Techniken und höchst mögliche Mobilität etc. ,wenn sie nicht mehr zum Individualisierungsstreben und zur Wandlung befähigen. Wenn sich darin keine Entwicklungselemente mehr darin offenbaren bzw. durch Anpassungs- und Gewöhnungsverharrung in einer Geborgenheit und Sicherheit die Individualisierungsfreiheit aufgeben wird, befinden diese sich mit grosser Wahrscheinlichkeit in einer Krise. Jede Krise vernichtet immer etwas, worauf der Mench die Gewissheit seines Bewusstseins gegründet hat*.
*An wichtigen Punkten der Evolution treten Wertwenden auf d.h.,was bis dahin entwicklungs- förderlich war (Maß, Sinn, Wert) wird ent- wicklungsschädlich (Maß-, Sinn- und Wertlosigkeit), die werbende Kraft der An- ziehung lässt nach und die Involution zur Evolution. Beim Reifezeitpunkt wird die kritische Masse für Veränderungen erreicht (Sättigungsgrad) und nach dem allgemeinen Gleichgewichts- und Reifegesetz und dem ehernen Gesetz " des Vergehens und des Werdens "schlägt die quantitative Veränderung in qualitative Veränderung, um als nächste, höhere Entwicklungsstufe, welche die Ermattung des Denkens der jetzigen, geistigen (Krisen)situation über windet. Es geht nicht darum, das Sinnliche in allem zu überwinden, sondern dieses mit dem Entwicklungsgeist " als Mittel zum Ent- wicklungs-Individualisierungs-Sinn-Zweck" zu durchdringen. Das Sinn- liche, Materielle, der Gebrauchs- und Geltungs-und Selbstwertge- fühlsnutzen hat nur bis zu einem bestimmten Entwicklungs- und Sättigungsgrad eine Anziehungskraft, dann wird die lebenswesent- liche, immaterielle Seite "als das Ding an sich" für den Einzelnen wichtiger. Der Überwindungs-Tranzendierungsverlust wird zu einem Gewinn. Deshalb verdient allem Vergangenen nur Mitleid. Siehe Textfortsetzung den Gliederungspunkt Rematerialisierung
IV.) Der Wert der Kultur wird gemessen an der Kaufkraft, Arbeits- losenquote, Aktienkurs,Technisierungsgrad, dem Stand des Gesund- heitssystems,der sozialen Stabilität, am neuen Opernhaus, an der modernen Architektur, den Besucherzahlen der kulturellen Einrich- tungen und Kulturreisen etc. Das Wesentliche der modernen Kultur besteht primär aus materiellen, technischen Errungenschaften, wissenschaftlichen Erkenntnissen und viel Geld. Preisvergleiche von Produkten sagen jedem mehr, als z.B. ein Literaturvergleich zwischen Lessing, Goethe und Schiller. Heute wird alles gleich zur Kultur. Ein- kaufskultur, Spasskultur, Ess-und Trinkkultur (McDonaldisierung), Palaverkultur (Talkshows), Fernsehen-und Internetkultur, Aktienkul- tur,Reisekultur, Bildungskultur, Unterhaltungs(bezahl)kultur, Muse- umskultur ,Kunstauktionskultur und Unternehmens-und Geschäfts- kultur, was aber eigentlich im kulturellen Sinne kulturlos ist."Besser
Brotkunst statt Kunst ohne Brot" sind Ausdruck des Kulturkonsums und seichten Kulturtourismus. Die Kunst wird zum veräussertlichen Kunstgewerbe als Handelsware, Besichtigungs-oder Spekulations- objekt, hat sich damit ökonomisiert und ist zum Geschäft verkom- men, aber wird nicht verinnerlicht. Die Kunst wächst von von innen nach aussen,das Kunstgewerbe aber von aussen nach innen. Kunst beruht auf Individualisierung, der Kunstverstand aber auf (ökono- mischem) Kalkül. Die Kunst wird nicht geschaffen, um zu schmücken, sondern sie muss wahr sein.Deshalb kommt die Kunst nicht von können, sondern von müssen.Wahre Kunst wird als die jenige angesehen, in der sich die Möglichkeit des anders sein können, manifestiert. Weil es noch so wenig wahre Kunst gibt, boomen die Preise bei Kunstauktionen für Kunstobjekte. Die Bilder von z.B.Vincent van Gogh kann man kaufen, seinen Geist aber nicht. Auch produziert die moderne Kulturindustrie (Musik, Medien, Kino, Fernsehen etc.) keine lebenswichtigen Bedürfnisse mehr, sondern stellt eine Eigenwelt dar,welche die Bedürfnisse erst dafür weckt.
Was wir als Kultur bezeichnen, ist in Wahrheit die Gegenkultur als Zersetzung unserer Restkultur. Was eigentlich zur menschlichen Mitte der Ruhe und (Gliederungspunkt)Frieden führen soll, bringt nur noch mehr Unruhe. Das menschliche, uneigennützige ist das Wesen der Kultur, sonst macht sie nicht frei. Alle künstlerische Weisheit ist nur entwickelte, gehandhabte, künstlerische Individualität. Die künstliche Überkultur wird zur einer verweichlichten Unkultur, weil der Mensch die Kultur in Besitz genommen hat,dadurch selber zur Kultur geworden ist und ihr nicht mehr gegenübersteht. Es ist ihm unmöglich geworden zu erkennen,von welchen Kräften er getragen wird und die Kulturbesessenheit wird zur Kulturlosigkeit. Damit werden die innerseelischen Kräfte des Menschen, die bisher durch
die Kulturschöpfungen hindurch nach oben strebten, nun mehr direkt an sie gebunden und fortgegeben.Dass hat zur Folge, dass die Kulturwerte und Werke an sich wachen und zu Spekulationskaufob- jekten werden, aber der Mensch analog zu gleicher Zeit kleiner, schwächer und kulturleerer wird,weil er seine Kraft und sein Wert an sie fort gegeben hat. Früher war die kulturelle Leistung einer Nation von Bedeutung und Wert, heute ist es der Reichtum Einzelner und das Sozialprodukt als die wirtschaftliche Leistung des Landes. Es ist die Kultur der Gleichgültigkeit, der Trägheit,des allgemeinen Relativismus und der Geld-,Staats- und Wissenschaftsgläubigkeit.
V.) Entwicklung wird mit ökomischen Wachstum gleichgesetzt und bleibt kulturlos,weil diese nur Mittel zur wirtschaftlichen Entwick-
lung bleibt. Aber das Wesentliche der Kultur besteht nicht aus mate- riellen Errungenschaften,weil sich keine kulturellen Bindungen auf der Grundlage wissenschaftlicher und wirtschaftlicher Indikatoren aufbauen lassen. Kultur hat nichts mit einem "Geschäft" zu tun, sondern es ist die positive Polaritätssichtsweise des Materialismus und Kapitalismus, dass man erst einen Besitz haben muss, bevor man es als Mittel zum höheren Ent wicklungs-Werde-Zweck transzendieren kann.Es ist die Rematerialisierung als Gesetzmässigkeit zur Erhaltung von Energie und Materie im Weiterentwicklungs-Sinne,weil alles in der Welt nur eine Metapher und Mittel zum Entwicklungs-Sinn-Zweck ist,was über die Dinge hinaus auf etwas Höheres verweisen will,was über den Menschen hinausragt und wozu er durch seine Entwicklung fähig sein kann als Entwicklungsweg-Hinweiser.Kultur und Bewusst- sein sind nur Mittel, die zur Verwandlung führen, aber sie sind nicht
die Wandlung selber, sie sollen diese nur ermöglichen. Der Entwick- lungs-Sinn-Zweck bedeutet die individuelle Entwicklungswahrheit und Entwicklungsdienlichkeit in allen Dingen und allen Gelegenhei-ten als Möglichkeitsmittel zur Entwicklung-Wege-Individualisierung. Diese immanente Entwicklungsseite übersteigt die sinnliche, nütz- liche, lebensnotwendige, praktische und zweckdienliche Mittel-und Geldwertseite. Es ist eine erweiterte Wahrnehmung einer persön- lichen Entwicklungseinstellungssichtweise, Entwicklungsgesin-
nungs-und Entwicklungsdeutungsweise durch das Sinnfällige und Zeitliche in allem zu gewinnen. Die Auseinandersetzung mit der Sache wird immer auch zur eigenen Entwicklungsursache. Es sind die Worte zum Abschluss von Goethes Faust “alles Vergängliche ist nur Gleich- nis“.
VI.) Weil wir kulturell nicht mehr angesprochen werden, ist die Mo- derne zum Gegenteil ihrer selbst geworden. Zeitgeist ist immer ohne Transzendenz,d.h. kulturelle Substanz.Keiner weiss eigentlich so richtig was die Moderne ist. Ziel der Moderne war die Verwirklichung einer Welt eines freien Menschen allen Mangels, aller Fremdbestim-
mung und aller Zufälle überwunden, in der sich der Mensch zum ersten Male selbstbestimmen und selbst verwirlichen kann. Die moderne Kunst nimmt für sich in Anspruch mehr für die Heraus- bildung des Kulturbewusstseins des Einzelnen beizutragen als andere bisherigen kulturellen Schöpfungen,weil der Einzelne sich seinen in-
neren Erfahrungen und Gefühlen bewusster wird und diese die persönliche Entwicklung bereichern ( z.B. Vincent van Gogh als künstlerischer Autodidakt als einer der Väter der modernen Kunst oder eine moderne Bankenhochhausarchitektur in Anlehnung der Licht-,Raum- und Meditationseigenschaften gotischer Kathedralen). Andererseits fehlt der modernen westlichen Kultur das geistige Zentrum d.h.,Kultur ist immer Askese, welche nur durch diese begründet werden kann.In der Moderne liegt der Schwerpunkt auf
dem künstlerischen Ausdruck, weil die Inhalte verloren gegangen sind. Die moderne Kunst entbehrt einer gewissen Monumentalität und es herrscht der nivellierende, demokratische, ökonomische Geist. Die moderne Kunst hat keine Kraft mehr etwas zu verändern, verheisst noch nicht das Rettende, Lebenstragende, Friedengebende und drängt auch nicht nach Auflösung der Lebensspannungen. Die Moderne versagt, das Leben in den (Entwicklungs)griff zu bekom- men. Welchen kulturellen Einfluss hat die Moderne für die mensch- liche Alltagswirklichkeit? Sie wird von vielen als kultureller Irrweg und schaler Religionsersatz angesehen,welche orientierungslos in die Zukunft driftet, weil sie versäumt hat, sich mit der geistigen Evolu- tion auseinanderzusetzen, weil kulturelle Substanz nur im Entwick- lungsprozess gebildet wird.Die Moderne wird von Kritikern als
intellektuelle und rationale Verengung angesehen, die im Nihilismus enden wird. Ein Wahrheitsanspruch und das Einfordern von Verbind- lichkeit werden in der sogenannten Postmoderne mit Entschieden- heit zurückgewiesen. Alle Modernität wird mehr als eine zivilisato- rische als kulturelle Kategorie betrachtet. Die Moderne unterliegt einer kulturoptimistischen Fehleinschätzung,das Veränderung und
Erneuerung im Regelfall eine Verbesserung darstellt und die positive Bewertung des Neuen zur negativen Bewertung des Alten führt. Es unterstellt,dass die heutige Zivilisation besser ist als die Frühere und die zukünftige besser sein wird als die heutige Zeit.Es ist die Fehl- entwicklung der Moderne,dass die Theorie nicht einer lebendigen Kunst folgte, sondern eine neue Kunst schaffen wollte, dass sie sich
über den Künstler stellt statt neben und unter ihm. Die Lebens-
kräfte, die von der Moderne gespeist werden zwingen nicht unbe- dingt zur Nachahmung, dienen keiner reizbaren Idee und es fehlt die polare Spannung zwischen der Formenwelt des griechischen Ruhegeistes und der Formenwelt des gotischen Unruhegeistes, wo alles Leben sich bewegt. Zwischen der Moderne, dem wissenschaft- lichen Materialismus, der Postmoderne und ihrem Leugnen einer Tiefe, ist nichts übrig geblieben, "um die Seele zu nähren".Es bleibt abzuwarten, inwieweit sich der Postmaterialismus als eine Kultur- theorie durchsetzt. Fest steht, dass eine moderne Kunst nur eine Überlebenschance hat, wenn sie auch das Gegengewicht des Zeit- losen, Ruhenden und Bleibenden in sich trägt.Die Kunst sollte
wieder einer überweltlichen Idee dienen und der Kunstwille sollte
in der Form bildend sein, wo Inneres so ausgedrückt wird, dass es zum Äusseren wird.Hier steht dann nicht mehr die Besitzmentali- tät des Kunststrebens im Mittelpunkt,sondern es ist eine Lebens- einstellung, die nicht nur nach dem greifbaren, sinnlichen Mate-
riellen strebt, sondern darüber hinaus das Materielle als Mittel
zum übersinnlichen Entwicklungs-Individualisierungs-Zweck zur Erreichung höherer, abstrakter Werte ansieht und den kulturellen Individualisierungsakt als Lebenssinn. Es wäre die Auseinander- setzung mit der vorherrschenden, materialistischen Weltbildwahr-
heit, dass nicht mehr die Materie, sondern wie in der Quantenphy-
sik bestätigt,nur der Geist der Ursprung von allem und das Wirkliche sind.
VII.) Das Ende der Kultur ist voraus zu sehen,weil es keiner Kultur frei gestellt ist, ihren vorgezeichneten kulturellen Entwicklungsweg zu wählen. Die Kultur kann sich nicht selbst überwinden, sondern muss durch einen neuen aus sich herauskommenden Formwillen abge- schlossen werden. Der Kulturbegriff und das Verständnis von Kul- turfähigkeit ist im kulturellen Kontext inhaltsleer und müsste die Bedeutung des Entwicklungsbegriffes und Entwicklungsfähigkeit
erhalten und eine wirkliche Moderne bedeuten würde.Die Kultur und Kunst waren stets ein Produkt der äuseren Freiheit, während die
Entwicklungskultur und Entwicklungskunst ein Produkt der inneren Einheit.Weil die Entwicklung einer Kultur auch wesentlich mit der Entwicklung der menschlichen Sinne zusammenhängt, muss sich der bisherige ausgeprägte, äussere Gesichtssinn zum inneren Entwick- lungssinn wandeln. Es glaubt keiner ernsthaft mehr, dass "das vor- herrschende Kulturelle" noch grossen Einfluss auf eine bessere Welt hat und hilfreich ist bei der Weiterentwicklung des Menschen.Unse-
re Kultur hat sich verschanzt hinter ihrer Intellektualität, in Museen und Kommerz. Unsere Kulturhüter (Denker, Professoren, Lehrer, Natur-und Geistes-und Naturwissenschaftler, Kulturpolitiker und andere Kulturvertreter) haben noch nie einen wirklichen Einfluss auf Wirtschaft und Politik ausgeübt und sind auch nicht mehr solidarisie- rungsfähig für eine gemeinsame kulturelle Aufbruchsidee.Die Gesamteinstellung unseres Kulturraumes neigt zum Pessimismus
und Negativismus. Viele Fragen sind offen und wegen dem fehlenden
Zukunftsvertrauen breitet sich Unsicherheit aus. Die geschichtlichen Kulturschöpfungen vermögen nicht mehr auf die moralische Inte- grität des Einzelnen Einfluss zu nehmen.Kulturtheoretiker treten immer in dem Augenblick auf, wo die ursprüngliche Gestaltungs-
kraft abklingt. Es ist eine abgeschlossene Kultur im Rücken und eine kulturlose Zukunft vor sich zu haben.
VIII.) Es ist die gleiche Frage zu stellen,die man vor über 250 Jahren dem französischen Schriftsteller und Philosophen Jean Jacques Rous- seau gestellt hatte: „Haben die Wissenschaft und die Kunst die Menschen wirklich weiter gebracht? Darüber hinaus muss gefragt werden,hat die neu gewonnene Freiheit, durch die Demokratie und Gesetz garantiert und durch den wirtschaftlichen Wohlstand erst er-
möglicht, den Menschen wirklich frei gemacht? Habe ich mich jemals weiter entwickelt,wenn etwas Neues entdeckt und bewiesen worden ist ? Habe ich mich jeweils weiter entwickelt, wenn ich zu viel Geld und Besitz gekommen bin und z.B. mir ein Vincent van Gogh Gemäl-
de kaufen kann ? Wurde schon einmal etwas von der Wissenschaft entdeckt, was einen Rausch ausgelöst hat ? Haben die Wissenschaf- ten oder die Religion die Menschen wirklich glücklicher gemacht ? Gibt es eine Wissenschaft die mich lehrt gut zu leben und gut zu sterben ? Der Mensch wäre am Ziel seiner Schöpfung angelangt,wenn es ihm gelingen würde, die gesamte natürliche Schöpfung wissen- schaftlich zu erhellen und anzugeignen. Aber hätte sich damit das Wesen des Menschen verwirklicht ? Diese Fragen muss man ehrlicher- weise mit einem klaren nein beantworten als Zeichen, dass die (kulturelle) Zivilisationskraft am Ende ist.Wenn das Leben nicht individuell gelingt und damit einen Sinn bekommt,waren alle Wissenschaft, alle Bildung, aller Wohlstand, alle Werte, alles Wissen, alles Gelernte, alle Bemühungen und alle Zeit der Welt eigentlich falsch und deshalb umsonst gelebt.Jedes Einzelleben ist nun einmal nicht materiell ökonomisch, unterhaltungsmässig, kulturell und gesellschaftsmässig ,sondern nur individualentwicklungsmässig begründet. Nur wer Entwicklung begriffen hat, hat sein Leben auch begriffen*.
* Siehe auch den Gliederungspunkt "Das materialistische Weltbild der Ganzheitstod-Theorie und Grenzen der Wissenschaft" in Das Leben ist unsterblich
IX.) Die Kultur ist eine tragende Säule der Gesellschaft und auch
der Evolution unterworfen. Alles unterliegt dem ewigen geschicht -
ichen Entwicklungsgesetz Gesetz des Vergehens und des Werdens einer spiralförmigen, wendeltreppenförmigen Weiterentwicklung
und deshalb eine Entwicklung zurück von ihrer Gesetzesnatur nicht geben kann. Nichts ist befestigt, ein ständiges ausdehnen vom bewegten Hier zum bewegten Dort. Die Entwicklung ist irreversibel, da jede Stufe auf der vorhergehenden aufbaut. Vergangenheit ist verflossene, alte Energie und die Verschiebung hat bereits den Punkt der Rückkehr überschritten. Damit ist der Entwicklungsprozess nicht mehr umkehrbar d.h., es gibt keine Entwicklung zurück und wäre genauso absurd, einen ICE-Hochgeschwindigkeitszug mit 300 km/h mit blossen Händen stoppen zu wollen. Eine Restauration wäre nur ein instabiler Entwicklungsstillstand*.
* So faszinierend der gotische Baustil auch heute noch sein mag,
aber die Sonne des Mittelalters ist untergegangen und mit ihr der gotische Geist und ihre erste religiöse Bestimmungszeit, weil alles
im Leben dem geschichtlichen Gesetz des Vergehens und Wer-
dens unterliegt. Auch der Rückgriff auf Vergangenes, eine Nach-
ahmung der epigonenhaften Romantik des 19. Jahrhunderts, wie
die Neugotik um die vorletzte Jahrhundertwende als Spielart des
Historismus vorgenommen wurde, hat nur schale Kopien ohne inneres, dynamisches, wirkkräftiges, gotisches (Nachahmungs)-
stilgefühl hervorgebracht. Die Kathedralen sind zwar nach dem gotischen Formenprinzip konstruiert und auf wissenschaftlicher Statikgrundlage gebaut worden, aber der Lebenswille und die Ideengeistesmacht, ein mächtiges, direktes, urweltliches, unbe-
kanntes Gottes-Bewusstseins-Lebensgrund-Urgefühl, der einst elementar in die Formen gelegt wurde fehlt. Der geistige Aufriss
und der abbildende Sinn des anagogischen Entwicklungscharak-
ters der gotischen Kathedrale des " weiter, höher und hinauf als
die Fähigkeit den Geist zur höchsten Wahrheit zu erheben ", die
Pole Glück und Leid, Leichtigkeit und Schwere zwischen denen alles religiöse Platz findet und der gotische Geist, welcher das Objekt
vernichtet, um Grösseres zu schaffen, wurde in diesem Sinne in der Romantik noch nicht verstanden und ist nicht beabsichtigt worden.
X.) Durch das gotische Lernprinzip würde sich die Museumskunst (zweite Natur) zur Entwicklungslebenskunst (Natur), die akademi-
sche Kultur zur Selbstkultivierung erhöht und z.B. das Musikge-
schichtliche wird zum Individualgeschichtlichen. Es wäre eine
Kultur, welche den ganzen Menschen erfasst, wovon Friedrich
Schiller und alle Romantiker immer nur geträumt haben. Die Rahmenbedingungen für die individuelle Entwicklung als die
Entwicklung des Weltgeistes (Hegel), der persönlichen (Selbst)-
erziehung des Menschen (Herder) in der (Entwicklungs)freiheit
(Kant) als Ganzes ist jetzt erst möglich, weil wir in der besten aller(Entwicklungs)zeiten leben und jetzt erst die Voraussetzungen und potentielle Individualisierungs-Entwicklungsmöglichkeiten geschaffen worden sind. Jede Philosophie hat ihren Zeitkern und ihren geschichtlichen Stellenwert und die vergangenen, gedachten, philosophischen Systeme sind nicht für die Zukunft geeignet.
86.) Bildungs-Kultur-Lernen ist auf der Universität Philo-
sophie studieren. Beim Entwicklungs-Kultur-Lernen sind und werden alle Menschen mehr oder weniger Philosophen.
87.) Bildungs-Kultur-Lernen ist Goethes-Faust-Tragödie des fleischgewordenen Menschen Teil eins. Entwicklungs-Kultur-Lernen ist Goethes Faust Tragödie Teil zwei, wo die menschliche Seele ihre Gesundheit und Erlösung findet.
88.) Bildungs-Kultur-Lernen ist das" cogito ergo sum" des Rene Descartes (ich denke, also bin ich d.h., das "Ich", was durch unser Denken gesetzt ist, ergibt unser Ich als Selbstbewusstsein). Entwicklungs-Kultur-Lernen ist das
cogito dei experimentalis des Meister Eckhart (ich ent-
wickele mich d.h., das Selbst, was durch unsere Entwick-
lungsreflexion durch die Transzendierung erst gesetzt wird (exposito ergo sum), ergibt unser Selbstbewusstsein*.
*I.) Die Entwicklung besitzt einen höheren Autoritätsanspruch wie
die Bildung, weil die Entwicklungsgrundsätze sich nicht von Bil-
dungsfach zu Bildungsfach herleiten, sondern kategorisch lebens-
gültig und widerspruchslos sind. Deshalb kommt das Bildungs-
lernende des "cogito ergo sum" mit grossem Abstand erst danach.
II.) Siehe auch " Bewusstsein ensteht durch Leiden und je mehr Bewusstsein, desto mehr Leiden" in Meister Eckhart
89.) Bildungs-Kultur-Lernen wird Goethes Roman " Die
Leiden des jungen Werthers ", ein Ideal vor etwa 250
Jahren, was eine neue Sturm- und Drangzeit auslöste,
gelesen. Beim Entwicklungs-Kultur-Lernen wird die Entwicklungs-Individualisierungs-Bewegung des gotischen Lernprinzips als ein neues Jugendideal-Nr.207 eine Aufbruch- stimmung auslösen und der Jugend ihren Wert und Würde zurückgeben*.
90.) Bildungs-Kultur-Lernen ist apollinarisch, weil von der griechischen Philosophie der Grundgedanke stammt, dass
die Welt nur auf Buchstaben und Zahlen aufgebaut ist. Entwicklungs-Kultur-Lernen ist faustisch, weil der abend-
ländische Mensch davon ausgeht; " Wer Gott erkannt hat,
(seinen Frieden hat) nichts mehr dazu zu lernen ", d.h. die Buchstaben und Zahlen nicht mehr braucht.Siehe Textfort- setzung den Gliederungspunkt "Frieden" Christentum-frueher-und-heute*.
* Es ist die Weiterentwicklung der Bildung mit seinen statischen Bil-
dungs(lern)begriffen, welche von den geistigen Wurzeln romanisch und griechisch sind und als Ausdruck der erstarrten Bildungsklassik gelten zur Entwicklungs-Individualisierungs-Selbstbildung als dyna-
mischer Entwicklungs(lern)begriff, welcher naturgemäss das Indi-
viduallogos als das Gotische Lernprinzip ist.
91.) Beim Bildungs-Kultur-Lernen werden u.a. die Ideale der Menschheit gelehrt. Beim Entwicklungs-Kultur-Lernen braucht nur der Mensch sein Entwicklungs-Individualisie-
rungs-Ideal zu verfolgen, für das sich zu leben und sterben lohnt.
92.) Beim Bildungs-Kultur-Lernen steht die gesellschaftliche Integrationsschuldigkeit im Vordergrund des Lernens. Beim
Entwicklungs-Kultur-Lernen steht die Individuations-Bring- schuldigkeit einer Entwicklungslosigkeit des Einzelnen
im Mittelpunkt des Lernens.
93.) Beim Bildungs-Kultur-Lernen interessiere ich mich für
die Geschichte meines Landes und anderer Nationen. Beim Entwicklungs-Kultur-Lernen interessiere ich mich für meine Entwicklungs-Individuations-Lebens-Geschichte *.
* I.) Evolution vollzieht sich in der Lebensgeschichte eines jeden Ein-
zelnen, weil die menschliche Natur im wesenlichen geschichtlich ist.
Der Einzelne hat keinen Sinn und Wert ausser im Dienste seiner in-
dividuellen Lebensgeschichte, welcher der Menschheit fehlt. Es ist
die Evolutionstheorie vom Sinn der Geschichte des Menschen als Fort-
setzung der Geschichte des Einzellebens. Geschichte als Biografie der Menschheit wird zur Geschichte als Biografie des einzelnen Menschen.
II.) Siehe auch Individuationsgeschichtlichkeit
94.) Beim Bildungs-Kultur-Lernen war die Bildungs- und Ausbildungsinvestition es wert, wenn ich danach mit dem Gelernten (viel) Geld verdiene (Die Geldivestition steht im Lebensmittelpunkt, weil der vorübergehende Geldwert grösser ist als der Bildungswert). Beim Entwicklungs-Kultur-Lernen war meine Irrtums-Erkenntnis-Erfahrung, welche
auf das " Konto Lehrgeld " gebucht wurde, das Geld wert
(Die Investition in die eigene Entwicklung steht im Mittel- punkt und der bleibende Entwicklungserfahrungswert ist grösser als der Geldwert).
95.) Bildungs-Kultur-Lernen sucht den Kulturreiz des Neuen, Anderen, Schrillen, Unterhaltsamen, Sensationellen. Beim Entwicklungs-Kultur-Lernen steht die allmähliche, ständige Individualisierungs-Verbesserung als ein prozessuales im-
mer mehr Selbst werden im Lernzentrum, welches sich als Wirkkraft des Neuen in der Welt manifestiert. Etwas völlig Neues oder anderes würde dem Prinzip der Entsprechung " wie innen so aussen " widersprechen. Es wäre auch die
Umkehrung des quantenphysikalischen Gesetzes, dass nur der Geist die Materie schafft *.
* I.) Nur der Geist ist Wirklichkeit und die Ursache für die trans-
zendierende Realität. In der klassischen Physik ist unser Bewusst-
sein und die geistige Welt losgelöst von der Materie. Noch vor
vierzig Jahren dachten wir, alles besteht aus Materie. Im Grunde genommen gibt es die reine Materie gar nicht. Die Dinge der Welt existieren nur in Verbindung zu einem Bewusstsein (" kosmischer Geist "). Das Atom ist kein toter, lebloser Baustein, auf dem sich
das Gebäude des Materialismus und Mechanismus errichten lässt,
in dem der Rationalismus und Intellektualismus geborgen und gesichert sind, sondern das Atom ist ein lebendiger Mikrokos-
mos der wie ein Subjekt verschieden reagieren kann. Der Geist
ist die Kausalität für die Dinge, Lebensumstände, sich ergeben-
den Erscheinungen, menschlichen Beziehungen etc. Die neue auf Licht und Materiewellen begründete Quantenphysik, die mit Unschärfebeziehungen, Unbestimmtheiten, Ungenauigkeit und Wahrscheinlichkeiten rechnet, führt wieder so in die rätselhafte
Welt, in der das Kausalgesetz mit seinem Determinismus versagt
und der Zufall, die Freiheit, die individuelle Wahrnehmungs- und Einstellungs-Sichtweise, Gefühle und Glaubensüberzeugung wieder eine Rolle zu spielen beginnt.
II.) Die Wissenschaft hat mit der Quantenphysik nachgewiesen,
dass Geist und Materie austauschbar sind und Materie nur mate-
rialisiertes Bewusstsein ist. Es existiert im Innersten der Materie nichts dinghaftes, festes mehr, sondern nur fliessende Energie ist,
die alles in Bewegung hält. Es leuchtet jedem ein, wenn es nicht so ,
wäre sich nichts verändern würde. Im Grunde genommen gibt es im umgangssprachlichen Sinne keine Materie, sondern nur ein Bezie -
hungsgefüge, ständiger Wandel und Lebendigkeit. Nicht die sicht-
bare, gegenständliche Materie, sondern der Geist ist das Wirkliche.
Es ist die Weisheit, dass hinter der Nichtigkeit der Materie, des Raumes und der Zeit eine letzte Wahrheit steht.
96.) Beim Bildungs-Kultur-Lernen ist das Kulturphänomen
ein eigenes, vom Leben abgetrenntes Ereignis und danach
geht es wieder zum Alltag zurück. Beim Entwicklungs-Kultur-Lernen wird dieser Dualismus dadurch überwunden, indem
die Lebensentwicklung zu einem kulturellen Ereignis wird.
Der Kulturbegriff wird ins Leben aufgelöst. Das gotische Lernprinzip wird zum neuen Kulturbegriff.
97.) Beim Bildungs-Kultur-Lernen redet man über das
kulturelle Erbe als Besitzstand. Beim Entwicklungs-Kultur-Lernen leidet man am kulturellen Erbe als entwicklungs-
loser Zustand.
98.) Beim Bildungs-Kultur-Lernen bin ich bspw. als Buch-
autor tätig und es erscheint im Buchhandel ein neues Buch über " Kunst und Kultur ", welches durch die Unlebendig-
keit den Zeitgeist nicht übersteht (in der Zeit ein kultur-
loser Bestseller). Beim Entwicklungs-Kultur-Lernen verfasse ich bspw. im Internet einen Block über " Kunst und Kultur ", der ständig von mir immer wieder aktualisiert und ver-
bessert wird, nur durch diese Lebendigkeit erst seine wirkliche Reife erhält und zeitlos bleibt (über den Zeitgeist hinaus ein bleibender Bestseller und deshalb erst Kultur).
99.) Bildungs-Kultur-Lernen geschieht in einem kogni-
tiven Denkakt (Bildungs-Traditions-Vermittlungs-Kulturgut). Entwicklungs-Kultur-Lernen geschieht in einem Entwick-
lungs-Transzendierungs-Prozess als ein Akt des kulturellen Entwicklungs-Lebensvertrauens (Glaubens-Traditions-Lern-Kulturgut).
100.) Bildungs-Kultur-Lernen ist die didaktische Lernver-
mittlungskultur der Bildung ( lesen, zuhören, antworten).
Es ist das Lernen durch Belehrung, Ermahnung, Lob, Gesetz
etc. als ein rationales Verstandes- und Vernunftslernen,
aber der Mensch kann bei fehlender Entwicklungsreife
nicht besser werden, auch wenn er will (Irrtumscharakter). Entwicklungs-Kultur-Lernen ist die neue Lernkultur der Entwicklungs-Individualisierungs-Auseinandersetzungs-Transzendierungs-Individualisierungs-Erfahrung. Es ist
das Entwicklungs-Reife-Geduld-Ausdauer-Lernen als ein evolutionäres Lebens-Grund-Gefühl-Lernen. Der Mensch
wird besser ohne zu wollen und kann noch nicht einmal etwas dagegen tun (Entwicklungscharakter).
Beispielfortsetzung Nr.101-Nr.150 Kulturlernen-4